Eichenprozessionsspinner: Gefahren erkennen, sicher handeln

Die wärmeren Temperaturen der letzten Jahre haben einen ungebetenen Gast in unseren Parks, Wäldern und Grünanlagen begünstigt – den Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Für Sicherheitsfachkräfte (SiFa) und Sicherheitsbeauftragte (SiBe) gehört es heute mehr denn je zum Berufsalltag, sich umfassend über dieses Thema zu informieren und Schutzmaßnahmen wirksam umzusetzen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Mitarbeitende effektiv vor den gesundheitlichen Gefahren durch die Raupenhaare schützen können.

Was ist der Eichenprozessionsspinner und warum ist er gefährlich?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, dessen Raupen bevorzugt Eichenbäume besiedeln. Ab Mitte April bis Anfang Mai beginnen sie, in großen Gruppen Blätter zu fressen. Charakteristisch ist dabei die sogenannte „Prozession“, bei der Raupen in langen Ketten hintereinanderher wandern. Ab dem dritten Larvenstadium bilden die Raupen giftige Brennhaare aus. Diese Brennhaare enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein, welches erhebliche gesundheitliche Beschwerden auslösen kann.

Die Brennhaare sind außerordentlich klein, leicht und brechen schnell ab. Sie können daher mit dem Wind über weite Entfernungen verteilt werden und bleiben jahrelang wirksam. Kommt ein Mensch mit den Brennhaaren in Kontakt, sind allergische Reaktionen, Hautreizungen, Atemwegsbeschwerden und Augenentzündungen die Folge. Gerade bei mehrfacher Exposition nehmen Intensität und Schweregrad der Symptome oft deutlich zu, in Einzelfällen sogar bis hin zum anaphylaktischen Schock.

Wer ist besonders gefährdet?

Gefährdet sind insbesondere Personen, die beruflich regelmäßig in befallenen Gebieten tätig sind, wie beispielsweise:

  • Mitarbeitende im Bereich der Forstwirtschaft und Landschaftspflege,
  • Beschäftigte von Straßenmeistereien und kommunalen Bauhöfen,
  • Mitarbeitende von Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Freizeitparks,
  • Sicherheitsbeauftragte und Verantwortliche für den Arbeitsschutz, die mit der Gefährdungsbeurteilung betraut sind.

Aber auch Privatpersonen, beispielsweise Spaziergänger oder Jogger, können bei Aufenthalt in befallenen Gebieten betroffen sein.

Welche Symptome treten bei Kontakt auf?

Die Reaktionen des Körpers auf die Brennhaare reichen von leichtem Juckreiz bis hin zu schweren allergischen Reaktionen. Typische Symptome sind:

  • Hautreizungen: Rötung, starker Juckreiz, Quaddeln,
  • Augenentzündungen: Bindehautentzündung, geschwollene Augenlider,
  • Atemwegsprobleme: Atemnot, bronchiale Beschwerden bis hin zu Asthmaanfällen,
  • Allgemeine Beschwerden: Fieber, Schwindel und selten schwere allergische Schockzustände.

Bei Auftreten dieser Symptome sollte umgehend medizinische Hilfe aufgesucht werden.

Wirksame Schutzmaßnahmen für Ihre Mitarbeitenden (TOP-Prinzip)

Im Sinne der Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz Ihrer Mitarbeitenden gilt grundsätzlich das TOP-Prinzip (Technische, Organisatorische, Persönliche Maßnahmen):

Technische Maßnahmen:

  • Gespinstnester entfernen: Spezialisierte Firmen sollten mit speziellen Industriesaugern (Staubklasse H mit Vorabscheider) die Nester absaugen, um die Ausbreitung der Brennhaare zu minimieren.
  • Biologische Bekämpfung: Einsatz biologischer Biozide wie Bacillus thuringiensis, um frühzeitig den Befall einzudämmen.

Organisatorische Maßnahmen:

  • Befallene Gebiete absperren und klar kennzeichnen.
  • Sichtkontrollen regelmäßig durchführen und dokumentieren.
  • Mitarbeitende über die Gefahren informieren und regelmäßig schulen.
  • Aufenthaltszeiten und Tätigkeiten in Risikobereichen minimieren.
  • Hygiene- und Hautschutzmaßnahmen klar definieren und kommunizieren (z.B. regelmäßige Reinigung, Kleiderwechsel).

Persönliche Schutzmaßnahmen (PSA):

  • Schutzanzüge (Chemikalienschutz Typ 4B),
  • Atemschutzmasken FFP2 oder FFP3 mit Ventil,
  • Schutzhandschuhe (Nitril),
  • Geschlossenes, leicht zu reinigendes Schuhwerk (z.B. Nitrilstiefel nach EN 13832-3),
  • Dicht schließende Schutzbrille (Korbbrille).

Verhalten bei Kontakt mit Brennhaaren

Falls es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Kontakt kommt, sollten folgende Schritte unverzüglich eingeleitet werden:

  • Kleidung sofort wechseln und separat bei mindestens 60°C waschen,
  • Gründliches Duschen und Haarwäsche durchführen,
  • Augen gründlich mit Wasser ausspülen, ggf. Augenspülflasche verwenden,
  • Bei Beschwerden oder Unsicherheit unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Ihre hilfreichen Downloads für den betrieblichen Einsatz

Zur Unterstützung Ihrer praktischen Arbeit stellen wir Ihnen eine speziell für Ihre Tätigkeit entwickelte Betriebsanweisung „Eichenprozessionsspinner“ als übersichtliches Foto zur Verfügung:

Zudem bieten wir Ihnen unsere umfassende Gefährdungsbeurteilung (GBU) als kostenfreien Download im PDF-Format an. Nutzen Sie diese Vorlage, um individuell auf Ihre betrieblichen Bedingungen angepasst eine rechtssichere Dokumentation zu gewährleisten:

📌 Download: Gefährdungsbeurteilung_Eichenprozessionsspinner.pdf

Fazit und praktische Handlungsempfehlung

Als Sicherheitsfachkräfte (SiFa) und Sicherheitsbeauftragte (SiBe) sind Sie zentrale Akteure bei der Prävention von gesundheitlichen Gefährdungen durch Eichenprozessionsspinner. Durch regelmäßige Schulungen, konsequente Umsetzung der Schutzmaßnahmen nach dem TOP-Prinzip und frühzeitige Entfernung der Gespinstnester lassen sich Gefahren effektiv reduzieren.

Nutzen Sie die bereitgestellten Hilfsmittel (Betriebsanweisung und GBU), um Ihre Mitarbeitenden wirksam und rechtssicher zu schützen. Bleiben Sie wachsam und sorgen Sie durch gezielte Schutzmaßnahmen für einen sicheren und gesunden Arbeitsplatz.

Donato Muro

Arbeitssicherheit bei Baumarbeiten mit Leitern: Ein Leitfaden für Sicherheitsbeauftragte

Einleitung

Arbeiten auf Leitern an Bäumen stellen besondere Anforderungen an die Sicherheit der ausführenden Fachkräfte. Absturzgefahren, die Bedienung von Werkzeugen in der Höhe und die spezielle Beschaffenheit des Arbeitsplatzes erfordern besondere Sicherheitsmaßnahmen und eine sorgfältige Vorbereitung. Dieser Artikel richtet sich an Sicherheitsbeauftragte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit und bietet eine umfassende Orientierung für die Planung und Durchführung sicherer Baumarbeiten mit Leitern.

Grundlegende Sicherheitsaspekte

Es ist von entscheidender Bedeutung, die folgenden grundlegenden Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen:

  • Absturzsicherung: Ab einer Standhöhe von 2 Metern auf der Leiter ist eine Absturzsicherung zwingend erforderlich.
  • Beidhändige Arbeit: Bei beidhändiger Arbeit oder notwendigen seitlichen Bewegungen ist immer eine Absturzsicherung zu verwenden, unabhängig von der Höhe.
  • Sonderfälle: Bei Risiken wie der Möglichkeit einer Seildurchtrennung oder eines Pendelsturzes ist eine zweite, zusätzliche Sicherung erforderlich.

Weitere Details zu diesen Punkten finden Sie in der nachfolgenden Tabelle.

Kernpunkte der Sicherheit

PunktErklärung
Absturzsicherung ab 2 MeternJede Arbeit auf einer Leiter ab einer Standhöhe von 2 Metern erfordert eine Absturzsicherung.
Sicherung bei beidhändiger ArbeitUnabhängig von der Absturzhöhe ist eine Sicherung nötig, wenn beide Hände für die Arbeit genutzt werden oder eine starke seitliche Neigung erforderlich ist.
Zweite Sicherung bei besonderen RisikenWenn die Gefahr einer Seildurchtrennung oder eines Pendelsturzes besteht, ist eine zusätzliche Sicherung erforderlich.
Kernpunkte der Sicherheit
Online Lehrgang: Befähigte Person zur Prüfung von Leitern und Tritten gemäß DGUV Information 208-016

Auswahl und Einsatz von Leitern

  • Qualitätsanforderungen: Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Leitern den professionellen Anforderungen entsprechen.
  • Eigenschaften: Verwenden Sie speziell ausgestattete Leitern, etwa mit Sicherungsbügeln oder Gleitschutz.
  • Überprüfung: Führen Sie regelmäßige Kontrollen durch, um eventuelle Schäden frühzeitig zu erkennen.

Arbeitsvorbereitung und -ausführung

  • Alternative Methoden: Erwägen Sie sicherere Alternativen wie Hubarbeitsbühnen oder Rollgerüste, wenn möglich.
  • Arbeitsplatzsicherung: Der Arbeitsplatz sollte vor Beginn der Tätigkeiten entsprechend markiert und gesichert sein.
  • Witterungsbedingungen: Berücksichtigen Sie Wettereinflüsse wie Wind, Regen und Temperaturen bei Ihrer Planung.
  • Baumbeurteilung: Die Standsicherheit des Baumes sollte vor Arbeitsbeginn geprüft werden.

Ausbildung und Qualifikation der Mitarbeiter

  • Schulung: Die Fachkräfte müssen speziell für die Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) geschult sein.
  • Kompetenzüberprüfung: Vorhandene Erfahrungen im Umgang mit PSAgA sollten überprüft und durch weitere Schulungen ergänzt werden.

Notfallplanung und Persönliche Schutzausrüstung

  • Erste Hilfe: Halten Sie Rettungsausrüstungen und Erste-Hilfe-Materialien bereit.
  • Zweite Person: Es sollte immer eine weitere, geschulte Person vor Ort sein, die im Notfall effektive Hilfe leisten kann.

Schlussfolgerung

Die Arbeitssicherheit bei Tätigkeiten auf Leitern an Bäumen erfordert eine ganzheitliche Betrachtung. Von der Auswahl der richtigen Leiter über die Schulung der Mitarbeiter bis hin zur Notfallplanung gibt es viele Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt. Dieser Leitfaden bietet einen umfassenden Überblick und konkrete Handlungsempfehlungen für Sicherheitsbeauftragte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.

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