Die traurige Realität des tödlichen Unfalls in der Eisengießerei Torgelow vor anderthalb Jahren hat uns vor Augen geführt, wie entscheidend die Rolle der Arbeitssicherheit in der industriellen Fertigung ist. Dieses Ereignis bietet nicht nur Anlass zur Trauer, sondern auch zur Reflexion über die Bedeutung der Sicherheitskultur innerhalb von Unternehmen.
Donato Muro
Der Inhaber von SicherheitsIngenieur.NRW ist ein aus dem Fernsehen bekannter Experte für Arbeitssicherheit. Er studierte an mehreren deutschen Hochschulen, ist Naturwissenschaftler, Ingenieur, Jurist, Arbeitspsychologe, Toxikologe und MBA.
Die Bedeutung der Führung im Sicherheitsmanagement
Im Zentrum dieser Diskussion steht die Rolle der Unternehmensleitung. Es ist unbestritten, dass die Führungsebene eine tragende Säule in der Schaffung und Aufrechterhaltung einer starken Sicherheitskultur ist. Ein effektives Sicherheitsmanagement beginnt an der Spitze. Die Unternehmensführung muss den Wert von Sicherheit nicht nur anerkennen, sondern auch aktiv fördern. Dies umfasst die Bereitstellung der notwendigen Ressourcen für Sicherheitsmaßnahmen und die Schaffung einer Umgebung, in der Sicherheitsbedenken offen angesprochen und ernst genommen werden.
Rechtliche Aspekte und die Verantwortung der Unternehmensleitung
Die rechtlichen Konsequenzen, die sich aus dem Unfall ergeben, sollten ein Weckruf für alle Unternehmen sein. Die laufenden Ermittlungen gegen einen der Geschäftsführer wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung unterstreichen, dass die Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften weitreichende rechtliche Implikationen haben kann. Die Einhaltung von Sicherheitsstandards ist daher nicht nur eine Frage der moralischen Verantwortung, sondern auch des rechtlichen Selbstschutzes.
Die Rolle der Sicherheitsbeauftragten
In diesem Kontext spielt der Sicherheitsbeauftragte eine entscheidende Rolle. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Sicherheit als gemeinsame Verantwortung aller angesehen wird. Durch regelmäßige Schulungen, die Etablierung effektiver Kommunikationskanäle für Sicherheitsbedenken und die enge Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung können Sicherheitsbeauftragte einen wesentlichen Beitrag zur Verhütung von Arbeitsunfällen leisten.
Schlussfolgerung
Der Unfall in Torgelow
ist eine Mahnung, dass in der Industrie Sicherheit immer an erster Stelle stehen muss. Es zeigt auf, wie wichtig es ist, dass jedes Glied in der Kette – von der Geschäftsführung bis hin zum einzelnen Mitarbeiter – an einem Strang zieht, um eine Kultur der Sicherheit zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Als Sicherheitsbeauftragte stehen Sie an vorderster Front dieses Bemühens. Ihre Rolle ist es, nicht nur auf bestehende Risiken hinzuweisen, sondern auch aktiv an der Entwicklung und Implementierung von Strategien zur Verbesserung der Arbeitssicherheit mitzuwirken.
Das Engagement für Sicherheit ist eine fortlaufende Aufgabe, die ständige Aufmerksamkeit und Anpassung erfordert. Die Tragödie in Torgelow sollte als ein ständiger Erinnerer und Motivator dienen, um in jedem Unternehmen eine Kultur der Sicherheit zu schaffen und zu erhalten, in der das Wohl jedes Mitarbeiters an oberster Stelle steht.
Expertenmeinungen:
René Bußkamp, Safety Spot (https://safetyspot.de/): Arbeitsunfälle können für Unternehmen und Mitarbeiter schwerwiegende Folgen haben. Dies zeigte leider auch der Unfall in der Eisengießerei Torgelow, mit zwei toten Arbeitern und einen schwerverletzten. Neben den unmittelbaren physischen und psychischen Auswirkungen für die betroffenen Mitarbeiter können Arbeitsunfälle auch hohe Kosten für das Unternehmen verursachen. Ein guter Arbeitsschutz kann dazu beitragen, Arbeitsunfälle zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um die Verwendung von Schutzausrüstung oder die Einhaltung von Sicherheitsstandards, sondern auch um die Gestaltung von Arbeitsabläufen und Arbeitsbedingungen, um potenzielle Gefahrenquellen zu eliminieren. Ein guter Arbeitsschutz hat aber nicht nur positive Auswirkungen auf die Sicherheit der Mitarbeiter, sondern auch auf die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Mitarbeiter, die sich sicher fühlen und wissen, dass ihr Arbeitgeber sich um ihre Sicherheit und Gesundheit kümmert, sind in der Regel motivierter und engagierter. Das kann sich positiv auf die Leistung des Unternehmens auswirken und zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit führen.
Die Sicherheit in der Elektrotechnik ist ein grundlegender Aspekt, den Sicherheitsbeauftragte und -ingenieure stets im Auge behalten müssen. Die Vermittlung von Sicherheitsregeln an elektrotechnische Laien ist dabei ebenso wichtig wie das Verständnis für deren praktische Anwendung. In diesem Artikel werden zehn grundlegende Sicherheitsregeln für elektrotechnische Laien vorgestellt, ergänzt durch praxisnahe Beispiele, die Ihnen helfen, diese Regeln effektiv in Ihren Sicherheitsprogrammen zu integrieren.
1. Überprüfung Elektrischer Geräte: Regel: Vor jeder Benutzung elektrische Geräte und Anlagen auf sichtbare Mängel überprüfen. Beispiel: Ein Mitarbeiter bemerkt, dass das Kabel einer Bohrmaschine beschädigte Isolierungen aufweist und meldet dies, statt das Gerät zu benutzen.
2. Sachgemäße Nutzung: Regel: Elektrische Geräte und Anlagen entsprechend der Benutzerinformation verwenden. Beispiel: Ein Teammitglied verwendet einen Heizlüfter gemäß der Anleitung und vermeidet es, ihn in unmittelbarer Nähe von entflammbaren Materialien zu positionieren.
3. Vorsicht in Feuchten Bereichen: Regel: Elektrische Geräte in feuchten Bereichen vor Spritzwasser schützen. Beispiel: Ein Angestellter stellt sicher, dass Verlängerungskabel bei Außenarbeiten nicht auf nassem Untergrund liegen.
4. Handeln bei Störungen: Regel: Bei Störungen sofort den Stecker ziehen oder die Spannung abschalten. Beispiel: Ein Mitarbeiter zieht den Stecker einer defekten Kaffeemaschine ab, statt zu versuchen, sie weiter zu benutzen oder zu reparieren.
5. Melden von Schäden: Regel: Schäden oder Veränderungen sofort melden. Beispiel: Ein Teammitglied bemerkt eine lockere Steckdose und informiert umgehend die zuständige Fachkraft.
6. Aufgaben einer Elektrofachkraft: Regel: Nur Elektrofachkräfte dürfen elektrische Anlagen und Betriebsmittel errichten, ändern oder instand setzen. Beispiel: Eine Büromitarbeiterin beauftragt einen Elektriker, um eine defekte Lampe zu reparieren, anstatt dies selbst zu tun.
7. Geeignete Geräteauswahl: Regel: Geeignete Geräte für spezifische Umgebungsbedingungen verwenden. Beispiel: In einem Lager wird ein speziell für feuchte Umgebungen konzipierter Staubsauger eingesetzt.
8. Betreten von Betriebsstätten: Regel: Elektrische Betriebsstätten und Schaltanlagen nicht betreten. Beispiel: Ein Angestellter beachtet die Absperrungen um einen Schaltschrank herum und vermeidet es, diesen Bereich zu betreten.
9. Arbeiten in der Nähe Elektrischer Anlagen: Regel: Arbeiten in der Nähe elektrischer Anlagen nur nach Anweisung einer Elektrofachkraft durchführen. Beispiel: Ein Bauarbeiter konsultiert einen Elektriker, bevor er in der Nähe von unterirdischen Stromleitungen gräbt.
10. Sicherheitsmaßnahmen bei Freileitungen: Regel: Bei Arbeiten in der Nähe von Freileitungen oder Kabeln spezielle Sicherheitsmaßnahmen beachten. Beispiel: Ein Bauleiter hält einen Sicherheitsabstand zu Freileitungen ein und setzt Warnzeichen für sein Team.
Diese zehn Sicherheitsregeln, unterstützt durch praktische Beispiele, bieten elektrotechnischen Laien eine klare Orientierung für sicheres Arbeiten. Als Sicherheitsbeauftragter oder -ingenieur ist es Ihre Aufgabe, diese Richtlinien zu verbreiten und ihre Anwendung zu überwachen, um ein Höchstmaß an Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten.
Einleitung: Die Bedeutung von Resilienz im Arbeitsleben
In der Welt des Arbeitsschutzes sind Herausforderungen und unerwartete Situationen alltäglich. Die Fähigkeit, diesen erfolgreich und mit einer positiven Grundeinstellung zu begegnen, wird als Resilienz bezeichnet. Dieser Artikel zielt darauf ab, Fachleuten im Bereich Arbeitsschutz praktische Tipps und tiefgreifende Einblicke in die Welt der Resilienz zu bieten.
Was ist Resilienz?
Resilienz ist ein dynamischer Prozess, der die Fähigkeit eines Individuums beschreibt, mit Belastungen umzugehen und dabei psychisch gesund zu bleiben. Im Arbeitskontext bedeutet dies, Herausforderungen wie Stress, Druck und Veränderungen effektiv zu bewältigen.
Warum ist Resilienz im Arbeitsschutz wichtig?
In einer Branche, die sich ständig wandelt und in der Sicherheitsrisiken allgegenwärtig sind, ist Resilienz unerlässlich. Sie ermöglicht es Fachkräften, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, Stress zu bewältigen und somit zur Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz beizutragen.
Die sieben Säulen der Resilienz im Arbeitsschutz
Optimismus: Eine positive Einstellung in schwierigen Situationen beibehalten. Im Arbeitsschutz bedeutet das, auch in Krisen nach vorne zu schauen und Lösungen zu finden.
Akzeptanz: Die Realität von Arbeitsrisiken anerkennen und konstruktiv darauf reagieren.
Lösungsorientierung: Konkrete, realistische Sicherheitsziele setzen und diese verfolgen.
Verlassen der Opferrolle: Aktiv Verantwortung für die eigene Sicherheit und die der Kollegen übernehmen.
Verantwortungsübernahme: Eigeninitiative im Umgang mit Sicherheitsproblemen zeigen.
Enge Bindungen: Ein starkes Netzwerk am Arbeitsplatz aufbauen, das Unterstützung in schwierigen Zeiten bietet.
Positive Zukunftsplanung: Sich aktiv für die Verbesserung der Arbeitsplatzsicherheit einsetzen.
Tipps und Tricks zur Stärkung der Resilienz im Arbeitsschutz
Regelmäßige Fortbildung: Bleiben Sie durch Schulungen und Workshops über die neuesten Sicherheitsstandards informiert.
Stressmanagement-Techniken: Erlernen Sie Techniken wie tiefes Atmen oder progressive Muskelentspannung, um im Arbeitsalltag Stress abzubauen.
Erfahrungsaustausch: Nutzen Sie Meetings und Teamgespräche, um Erfahrungen und Best Practices im Bereich Sicherheit zu teilen.
Gesundheitsförderung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung, um körperlich und geistig fit zu bleiben.
Resilienz-Selbsttest für Arbeitsschutzexperten
Bewerten Sie verschiedene Aspekte Ihrer Arbeit und Ihres Umgangs mit Herausforderungen auf einer Skala von 0 bis 10, um Ihre Resilienz zu bestimmen.
Schlussfolgerung: Resilienz als Schlüsselkompetenz im Arbeitsschutz
Resilienz ist eine unverzichtbare Fähigkeit im Arbeitsschutz. Sie hilft nicht nur dabei, den täglichen Herausforderungen zu begegnen, sondern trägt auch wesentlich zu einer sicheren und gesunden Arbeitsumgebung bei.
Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und die Verbesserung der Gesundheit nehmen eine zentrale Rolle im Arbeitsalltag in Unternehmen ein. Die Unternehmen haben die Pflicht, die Mitarbeitenden vor gesundheitlichen Belastungen und Gefahren zu schützen. Aus diesem Grunde werden Sicherheitsbeauftragte aus der Mitarbeiterschaft bestellt. Doch wie wird man es, welche Aufgaben muss man in dem Amt erfüllen und darf der Sicherheitsbeauftragte sein Amt niederlegen?
Donato Muro
Der Inhaber von SicherheitsIngenieur.NRW ist ein aus dem Fernsehen bekannter Experte für Arbeitssicherheit. Er studierte an mehreren deutschen Hochschulen, ist Naturwissenschaftler, Ingenieur, Jurist, Arbeitspsychologe, Toxikologe und MBA.
Was ist ein Sicherheitsbeauftragter?
Der Sicherheitsbeauftragte, kurz SiBe, wird vom Unternehmen bestellt, um die Unternehmensleitung in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeitenden zu unterstützen. Der oder die Beauftragte übernimmt diese Aufgaben zusätzlich zu seiner oder ihrer normale Tätigkeit im Unternehmen. Es ist also ein Ehrenamt und wird nicht zusätzlich vergütet.
Wann muss ein Beauftragter für Sicherheit bestellt werden?
Die rechtliche Grundlage für die Bestellung des Sicherheitsbeauftragten findet sich im Siebten Sozialgesetzbuch. Aus § 22 Absatz 1 SGB geht hervor, dass jedes Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten schriftlich einen Beauftragten für Sicherheit bestellen muss. In Unternehmen mit vielen Beschäftigten gibt es mehrere Beauftragte. Wie viele das sein sollten und aus welchen Bereichen des Unternehmens sie bestellt werden, ist in der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV Vorschrift 1 und im §20 Absatz 1 näher erläutert. Neben der reinen Anzahl sind hier auch fachliche, zeitliche und räumliche Nähe der SiBe zu den Beschäftigten wichtige Kriterien.
Wie viele Sicherheitsbeauftragte braucht ein Unternehmen: SiBe-Rechner
Die Aufgaben des Sicherheitsbeauftragten
Die SiBe unterstützen ihre Arbeitgeber auf ihrer Arbeitsebene bei der Einhaltung der Vorgaben zum Gesundheits- und Arbeitsschutz. Sie sind für die Mitarbeitenden die ersten Ansprechpersonen in allen sicherheitstechnischen und gesundheitsschutzrelevanten Fragen und stellen die Einhaltung der Vorgaben sicher. Zudem nehmen sie in der Belegschaft eine Vorbildfunktion ein und wirken mit ihrem Auftreten auf das sicherheitsrelevante Verhalten der Mitarbeitenden ein. Sie ersetzen allerdings nicht eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder den Betriebsarzt, arbeiten jedoch eng mit diesen Personen zusammen.
Der SiBe übernimmt durch die Ausübung seines Ehrenamtes keine rechtliche Verantwortung für Unfälle, Gefahren und Mängel und hat auch keine Weisungsbefugnis gegenüber den anderen Mitarbeitenden. Die Rolle des SiBe ist ausschließlich unterstützenden und beratend.
Zu den Aufgaben zählen vor allem:
regelmäßige Prüfung der Schutzeinrichtungen und Schutzausrüstungen der Mitarbeitenden
Meldung von sicherheitsrelevanten Mängeln an die Unternehmensleitung
Information und Beratung der Mitarbeitenden in Belangen des Umgangs mit Maschinen, Anlagen und Arbeitsstoffen
Teilnahme an Betriebsbegehungen
Untersuchung von Unfällen und typischen Berufskrankheiten
Prüfung der Wirksamkeit getroffener Maßnahmen
Rechte von Beauftragten für Sicherheit
Aus den Aufgaben ergeben sich auch besondere Rechte der Beauftragten für Sicherheit. So dürfen sie in der Ausführung ihrer eigentlichen Tätigkeit nicht benachteiligt werden. Die Funktion muss während der Arbeitszeit ausführbar sein. Die Wahrnehmung von Fortbildungs- und Ausbildungsangeboten muss gewährt werden. Sie haben das Recht auf Einsicht in Unfallstatistiken und Ergebnisse von Unfalluntersuchungen im Zuständigkeitsbereich. Außerdem dürfen sich die Beauftragten für Sicherheit ungehindert und frei in ihrem Zuständigkeitsbereich bewegen, jederzeit Verbesserungsvorschläge zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz machen.
So wird man Beauftragter für Sicherheit
Um Sicherheitsbeauftragter in einem Unternehmen zu werden, ist keine besondere Ausbildung notwendig. Oft genügen Schulungen bei der Berufsgenossenschaft, um die übertragenen Aufgaben zur Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz in vollem Umfang und eigenständig wahrzunehmen.
Die Besetzung der Position sollte dennoch mit befähigten Mitarbeitenden erfolgen. Zum einen sollte die Person in der Belegschaft angesehen sein und ein gewissen Vertrauen genießen. Zum anderen ist eine fachliche und örtliche Nähe zu den Bereichen, die er betreut wünschenswert. So gut auch die Buchhalterin ist, geht es um die Schutzkleidung von Mitarbeitenden, den sorgsamen Umgang mit Gefahrenstoffen, das Anlernen von Mitarbeitenden in neuen Arbeitsabläufen oder an neuen Maschinen, ist ein erfahrener Mitarbeiter aus der Produktion, der diese Aufgaben womöglich jeden Tag selbst ausführt, deutlich besser geeignet.
Zusätzliche freiwillige Schulungen und Weiterbildungen beim Unfallversicherungsträger weiten die Kenntnisse des SiBe aus.
Die Niederlegung des Ehrenamts als Sicherheitsbeauftragter
Hat ein Arbeitnehmer das Ehrenamt übernommen, ist er nicht dauerhaft an dieses Amt gebunden. Das Ehrenamt kann niedergelegt werden. Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand die Rolle im Betrieb nicht mehr ausführen möchte. Seien es Meinungsverschiedenheiten mit anderen Mitarbeitern, Vorgesetzten oder der Unternehmensleitung, private Gründe oder das Fehlen von Zeit – immer wieder stellt sich im Arbeitsalltag die Frage, ob der SiBe die Funktion einseitig, also ohne die Zustimmung des Arbeitgebers, einfach niederlegen kann. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Ehrenamt jederzeit abgegeben werden kann, aber oft verstehen die Arbeitgeber die Tätigkeit nach der Übernahme als arbeitsvertragliche Pflicht und erschweren die Niederlegung des Amtes.
Leider beantworten die gesetzlichen Regelungen die Frage nach der Möglichkeit der Niederlegung des Amtes nicht ausdrücklich. Weder im Sozialgesetzbuch VII, noch in den DGUV Regeln noch den DGUV Informationen finden sich konkrete Aussagen. In der früheren GUV-I mit Stand vom Januar 2006 wurde das Recht auf Niederlegung des Ehrenamts allerdings festgeschrieben.
Auch wenn die derzeit geltenden Regelungen dieses Recht nicht mehr explizit erwähnen, ist die Rechtslage in Sachen Ehrenamt eindeutig. Die Arbeit als Beauftragter für Sicherheit ist weiterhin ehrenamtlich und freiwillig. Dieses Prinzip gilt nicht nur bei Bestellung, sondern eben auch bei dem Wunsch nach Niederlegung des Amtes. Da schon die Bestellung eines Beauftragten für Sicherheit freiwillig und nicht auf Anweisung erfolgen muss, gilt dies im Umkehrschluss auch für die Niederlegung des Amtes. Verglichen wird die Niederlegung des Ehrenamtes als Beauftragter für Sicherheit häufig mit der Tätigkeit im Betriebs- oder Personalrat. Nach § 24 Nr. 2 BetrVG dürfen sogar gewählte Mitglieder des Betriebsrates jederzeit ihr Amt niederlegen. Einen Grund, warum ein Mitarbeiter, der die Sorge um Gesundheitsschutz freiwillig und unentgeltlich übernommen hat, von diesem nicht einseitig jederzeit zurücktreten kann, ist also nicht ersichtlich. Ein unentgeltliches Ehrenamt ist nicht einem vertraglich vereinbarten Tätigkeitsbereich gleichzustellen.
Was ergibt sich darauf für Arbeitgeber?
Arbeitgeber sind wie oben erwähnt, ab einer gewissen Betriebsgröße dazu verpflichtet, Mitarbeiter mit dem Ehrenamt des Beauftragten für Sicherheit zu betrauen. Da diese Arbeit freiwillig ist, kann dieses Amt nicht einseitig erzwungen besetzt oder ein scheidender Beauftragter durch Weisung ersetzt werden. Da sich für die Ausübung des Amtes auch Rechte auf Freistellung und Fortbildung ergeben, entstehen den Arbeitgebern häufig Kosten für die Beauftragten für Sicherheit. Umso wichtiger ist es für die Unternehmensleitung, von Anfang an bei der Auswahl des Beauftragten für Sicherheit sorgfältig vorzugehen. Die Wichtigkeit des Amtes und der damit verbundenen Aufgaben sollte betont und regelmäßig der Belegschaft vermittelt werden. Dieses Amt ist keine Pflicht oder Schikane, sondern dient dem Wohl jedes einzelnen Beschäftigten.
Alle Unternehmen, die in der Regel mehr als 20 Personen beschäftigen, sind nach § 22 SGB VII verpflichtet, Sicherheitsbeauftragte zu bestellen.
Hierauf weist Jurist Donato Muro (LL.M. Compliance and Corporate Security) von Sicherheitsingenieur.NRW hin und macht gleichzeitig deutlich, dass Berufsgenossenschaften auch von kleineren Betrieben eine entsprechende Bestellung von Sicherheitsbeauftragten verlangen können, abhängig von den tatsächlichen Gesundheitsgefahren im jeweiligen Betrieb.
Sicherheitsbeauftragte sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Betrieb oder im jeweiligen eigenständigen Betriebsabschnitt. Sie werden vom Arbeitgeber schriftlich zum Sicherheitsbeauftragten bestellt, der hierbei den Betriebsrat bzw. den Personalrat zu beteiligen hat. Wichtig bei der Bestellung zum SiBe ist dessen fachliche, zeitliche und räumliche Nähe zu den Beschäftigten im Betrieb. Die auszuwählenden Betriebsangehörigen sollen als zuverlässig und sorgfältig gelten. Sie verfügen bereits über zusätzliches Wissen zum Thema der betrieblichen Sicherheit oder sie erhalten entsprechende Schulungen.
Wie viele Sicherheitsbeauftragte braucht ein Unternehmen?
Die notwendige Anzahl an Sicherheitsbeauftragten bestimmt jedes Unternehmen selbst. Der Arbeitgeber hat die Pflicht und auch ein höchst eigenes Interesse daran, für die Sicherheit der Mitarbeitenden im Betrieb und am Arbeitsplatz zu sorgen. Nach Donato Muro kann aufgrund der genauen Kenntnisse aller Besonderheiten des eigenen Betriebes am ehesten der Unternehmer selbst bewerten, wie viele Personen ausreichen, um diese Pflicht zu erfüllen.
Zur Bestimmung der geeigneten Anzahl an Sicherheitsbeauftragten gibt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung in ihrer DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“ die folgenden Kriterien vor:
• Im Unternehmen bestehende Unfall- und Gesundheitsgefahren, • Räumliche Nähe der zuständigen Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten, • Zeitliche Nähe der zuständigen Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten, • Fachliche Nähe der zuständigen Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten, • Anzahl der Beschäftigten.
Die empfohlene Anzahl berechnen mit unserem SiBe-Rechner: hier klicken
Die Aufgaben der Sicherheitsbeauftragten
Betriebliche Sicherheitsbeauftragte ersetzen keine Sicherheitsfachkräfte. Sie unterstützen viel mehr den Arbeitgeber im Arbeitsschutz, also konkret darin, Gefahren für Leib und Leben während der Arbeit, sowie Arbeitsunfälle und das Auftreten von Berufskrankheiten zu vermeiden.
Zu den Pflichten zählen dabei unter anderem:
• Weitergabe maßgeblicher Arbeitsschutzvorgaben im an neue Betriebsangehörige, • Mitarbeitereinweisungen für den sicheren Umgang mit Betriebsmitteln, mit Maschinen und Einrichtungen, • Zustandsüberwachung der Schutzeinrichtungen, • Überwachung der Nutzung von Schutzeinrichtungen, • Beobachtung des direkten Arbeitsumfeldes • Zustandsüberwachung persönlicher Schutzausrüstungen, • Überwachung der sachgemäßen Nutzung persönlicher Schutzausrüstungen, • Mängelmeldungen an Führungskräfte, • Führung des Arbeitsmittelverzeichnisses, • Beseitigung leicht behebbarer Mängel auf die Hinweise der Kollegen hin oder bei eigenen Überprüfungen, • Teilnahme an Betriebsbegehungen, • Teilnahme an Prüfterminen der Arbeitsschutzbehörden, • Teilnahme am betrieblichen Arbeitsschutzausschuss und an Untersuchungen von Berufskrankheiten.
Donato Muro erklärt, dass Sicherheitsbeauftragter eine innerbetriebliche, ehrenamtliche Tätigkeit während der normalen Arbeitszeit ist, die nicht zusätzlich vergütet wird. Die Qualifikationen im Bereich Arbeitsschutz werden dabei durch spezielle Schulungen aufgebaut und durch regelmäßige Weiterbildungen aktuell gehalten.
Der Arbeitgeber muss den SiBe die Möglichkeiten bieten, an entsprechenden Schulungen teilzunehmen.
Sicherheitsbeauftragte sind in aller Regel innerhalb ihres eigenen Arbeitsbereiches tätig.
Position von Sicherheitsbeauftragten
SiBe haben Vorbildfunktion. Durch die erhöhte Achtsamkeit und das vorhandene Fachwissen sensibilisieren sie die übrigen Mitarbeitenden zu mehr Gefahrenerkennung und mehr Sicherheitsbewusstsein. Sie sind tätig als Gleiche unter Gleichen und können ihren Kollegen und Kolleginnen keine Anweisungen erteilen. In vielen Betrieben sollen Vorgesetzte keine Sicherheitsbeauftragte werden. Die Tätigkeit hat helfenden und unterstützenden Charakter. Die Beauftragten sind erste Hauptansprechpartner für sicherheitsrelevante Themen und Fragestellungen innerhalb der jeweils eigenen Bereiche. In Richtung Vorgesetzte haben sie die Aufgabe, auf Missstände neutral hinzuweisen und mögliche Problematiken zu erkennen und darzulegen.
Konsequenzen aus der SiBe-Tätigkeit
Die SiBe-Tätigkeit ist beratend und ehrenamtlich und dient dazu, dass im Betrieb Sicherheitsvorgaben bekannt sind und von allen ausreichend beachtet werden. Ein Sicherheitsbeauftragter kann nicht für Handlungen, Unterlassungen oder Entscheidungen im Rahmen dieser Tätigkeit gekündigt werden.
Er hat keine Aufgaben mit hoher Verantwortung und keine Weisungsbefugnis, sondern unterstützt lediglich. Auch eine zivilrechtliche oder strafrechtliche Haftung ist damit ausgeschlossen.
Die für die Tätigkeit als Sicherheitsbeauftragter aufzuwendende Arbeitszeit ist nicht in einer festen Stundenzahl vorgegeben. Vielmehr soll auf der einen Seite für die Erfüllung der Aufgabe ausreichend Zeit zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite muss dieses Ehrenamt im Verhältnis stehen zu der Haupttätigkeit.
Abgrenzung zu Brandschutzmaßnahmen
Wie die allgemeinen Arbeitsschutzmaßnahmen, so spielt auch der Brandschutz im Unternehmen eine wichtige Rolle. Der langjährige Brandschutzexperte Donato Muro verdeutlicht an einem Beispiel das Zusammenwirken der beiden Bereiche und auch ihre Abgrenzung: Zu den Arbeitsschutzmaßnahmen zählt auch, dass Elektrokabel nicht so auf dem Boden herumliegen dürfen, dass Personen sich dadurch verletzen oder darüber stolpern könnten.
SiBe sensibilisieren die Mitarbeiter zur Beachtung dieser Vorgabe und regen sie dazu an, Verstöße dagegen zu beseitigen.
Durch Kontrollen und geschärfte Achtsamkeit entdecken sie selbst, wenn ein Kabel im Weg quer liegt, beseitigen die Gefahr und informieren den Verursacher entsprechend über die Änderung.
Erhöhte Brandgefährdung spielt für SiBe hier eine eher untergeordnete Rolle. Diese könnte aber beispielsweise bei der Verwendung eines Heizgerätes, eines Toasters oder Lötkolbens durchaus gegeben sein.
Durch ihr Eingreifen beseitigen Sicherheitsbeauftragte die Gefahr, auch eine mögliche Brandgefahr.
Im Brandschutz dagegen wird genau auf diese erhöhte Brandgefährdung abgezielt. Ein Elektrokabel, das nach Ziehen des Steckers sauber auf dem Tisch liegt, stellt keine Stolpergefahr mehr dar. Der noch heiße Lötkolben oder ein überhitztes Laminiergerät können je nach Umgebung dagegen sehr wohl noch einen Brand auslösen. Steht ein solches heißes Gerät dann noch im Fluchtweg, kann es im Brandfall den Fluchtweg abschneiden.
Das Beispiel verdeutlicht, dass es sehr vorteilhaft ist, neben Sicherheitsbeauftragten auch noch Brandschutzexperten stets vor Ort zu haben. Dies erhöht insgesamt die Achtsamkeit der Belegschaft, ohne zu viel Aufgaben auf einzelne Personen zu lasten.
Ebenso ersetzt ein SiBe keinen Betriebsarzt und auch keine Sicherheitsfachkraft.
Schulung zum Sicherheitsbeauftragten
Inhalte der Ausbildung sind Arbeitsschutzmaßnahmen jeder Art. Es werden die allgemeinen Vorgaben und Vorschriften vermittelt und auch die genaue Bedeutung für das eigene Unternehmen. Im Kern geht es um die Verhütung von Arbeitsunfällen und die Vorbeugung gegen Berufskrankheiten.
Mit praktischen Beispielen möchte Donato Muro vor allem die Fähigkeiten stärken, mögliche Gefahren im eigenen Betrieb selbst zu erkennen und die richtigen Maßnahmen daraus ableiten zu können.
Eine defekte Leiter kann zu einem gefährlichen Sturz führen. Im täglichen Gebrauch fällt evtl. nicht direkt auf, dass sich ein wichtiges Teil gelöst hat und die notwendige Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet werden kann. Ein Sicherheitsbeauftragter nimmt das Wackeln der Leiter wahr und weist darauf hin, dass sie kein geeignetes Arbeitsgerät mehr ist.
Gesundheitliche Einschränkungen während der Arbeit können im Allgemeinen ebenso zu einer Gefährdung für sich und andere führen. Dies gilt für eine vorhandene Ansteckungsgefahr oder zum Beispiel auch für Arbeit an Maschinen nach Einnahme bestimmter einschränkender Medikamente.
Eine andauernde falsche Sitzhaltung kann erwiesenermaßen langfristig zu Rückenproblemen und zur Berufsunfähigkeit führen. In diesem Fall kann eine Beratung zum Thema Ergonomie am Arbeitsplatz notwendig werden. Aufgabe des Sicherheitsbeauftragten ist es in diesem Beispiel dann nicht, selbst passendes Mobiliar zu bestellen, sondern lediglich das Problem des falschen Mobiliars zu erkennen und an die Verantwortlichen im Unternehmen zu melden.
Ein fehlender Gehörschutz in Bereichen mit stark erhöhter Lärmeinwirkung wird auf Dauer zu einer Schwerhörigkeit führen. Der Mitarbeiter selbst hat vielleicht gar nicht bemerkt, dass es zu laut ist. Ein Sicherheitsbeauftragter kennt auch die langfristigen Gefahren und kann eine Messung der Lärmeinwirkung anstoßen.
Die Kosten für die Schulung und gegebenenfalls für Anreise und Übernachtung trägt der Arbeitgeber. Weiterbildungen sollen spätestens nach drei bis fünf Jahren erfolgen. Sie werden auch notwendig bei betrieblichen Änderungen, wie eine Umorganisation oder eine Ausweitung der Tätigkeiten auf Bereiche mit erhöhter oder geänderter Gefährdung.
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