Baustellen im Winter: So erkennen Sie kältebedingte Risiken und sorgen für eine sichere Arbeitsumgebung

Früher wurden die meisten Baustellen bei Frost, Eis und Schnee für mehrere Monate in den Winterschlaf versetzt. Denn die wichtigsten Materialien, vorneweg der Zement, konnten der Kälte nicht ohne Verluste standhalten. Heute jedoch bleiben zahlreiche Baustellen dank der technischen Weiterentwicklung von Zement & Co. auch in der dunklen Jahreszeit in Betrieb. Das ist gut für Produktivität und Umsatz, birgt jedoch zusätzliche Gefahren für die Mitarbeiter.

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Erfahren Sie in diesem Artikel, worauf Sie als SiGeKo auf Ihrer Winterbaustelle achten müssen und wie Sie die wichtigsten Risiken mindern können.

Schichtbeginn im frostigen Morgengrauen, Feierabend bei einbrechender Dunkelheit:  Im Winter sorgt allein das abnehmende Tageslicht für veränderte Arbeitsbedingungen auf Baustellen. An manchen Tagen scheint es sogar permanent dämmrig zu bleiben. Hinzu kommen die Gefahren durch Frost, Kälte und Schnee. Deshalb brauchen SiGeKo und Bauleiter im Winter ein besonders aufmerksames Auge, wenn es darum geht, für maximale Sicherheit auf der Baustelle zu sorgen.

Denn die größten Risiken der Winterbaustelle sind auf den ersten Blick oft gar nicht sichtbar.

Baustellenwege müssen täglich auf Glätte geprüft werden

Wer schon einmal auf Glatteis ausgerutscht ist, weiß, wie tief der Schrecken sitzt – denn wir stürzen meist nur dann, wenn wir die Glätte gar nicht bemerkt haben, weil sie für unser Auge nicht sichtbar war. Dieses Risiko ist vor allem morgens und abends besonders hoch, wenn Dämmerung herrscht und wir nicht erkennen können, ob der Untergrund lediglich nass oder bereits gefroren ist. Manchmal kann sich Glätte auch unter harmlos erscheinendem Laub oder einer dünnen Schicht Schnee verbergen.

Für Baustellen gibt es keinen regulären, gemeindlich organisierten Winterdienst. Deshalb ist es unerlässlich, nach einer kalten Nacht zu prüfen, ob alle Flächen sicher betreten werden können, und sie gegebenenfalls entsprechend zu präparieren. Ein Eimer Streusalz sollte deshalb auch auf Kleinbaustellen immer vorrätig sein, um die wichtigsten Gehwege zu sichern.

Auf manchen Großbaustellen ist es durchaus üblich, dass Mitarbeiter mit dem Fahrrad von A nach B fahren. Sie sollten darauf achten, dass sie Spikes an ihren Rädern haben – selbst dann, wenn auf der Baustelle seitens des Bauleiters täglich gestreut wird. Vor allem die Kombination von Eis und Sand kann schnell zur Falle werden, weil die Bremsen komplett versagen und das Rad ins Schleudern gerät. Doch auch gestreute Wege bergen noch Gefahren: Gröbere Streusalzkörner verlängern den Bremsweg, weshalb das Tempo im Winter gedrosselt werden sollte.

Tückisch wird Frost auch auf Metalloberflächen, etwa bei Gerüsten oder den Trittflächen von Leitern. Sie können extrem rutschig werden, wenn nach einer eisigen Nacht die Sonne herauskommt. Nicht nur deshalb sollten sie immer nur mit Profisohlen betreten und mit Arbeitshandschuhen angefasst werden. Denn gefrorenes Metall kann an der feuchten Haut kleben bleiben und beim Losreißen schmerzhafte Schürfwunden verursachen.

Wintersichere Arbeitskleidung mit Reflektoren beugt Unfällen vor

Auf der Winterbaustelle kann die richtige Ausrüstung Leben retten: Schuhe mit schneesicheren Profilsohlen sind ebenso essenziell wie die passenden Handschuhe, welche die Finger nicht nur warm halten, sondern auch ihre Beweglichkeit garantieren und aus robusten, griffsicheren Materialien bestehen.

Die S3 Sicherheitsschuhe gibt es beispielsweise auch mit einem Extra-Profil und einer dicken Fütterung. Sie hält die Füße selbst bei Minusgraden warm. Zusätzlich können Thermosocken zum Einsatz kommen, die den Isolationseffekt der Fütterung noch einmal verstärken.

Auch die Kleidung sollte der winterlichen Kälte und Dunkelheit angepasst werden. Die so genannte High Visible Arbeitskleidung ist insbesondere im Bereich des Oberkörpers mit Hochleistungsreflektoren ausgestattet und bietet damit eine optimale Sichtbarkeit bei Schmuddelwetter und einbrechender Dämmerung. Wenn die Witterung ungemütlich wird, reicht der Helm außerdem oft nicht mehr aus, um den Kopf warm zu halten – und kühlt der Kopf aus, folgt nach und nach der gesamte Körper. Dünne Mützen aus atmungsaktivem Hightech-Material lassen sich problemlos unter den Helm tragen und schützen die empfindlichen Ohren vor Zugluft und Feuchtigkeit.

Wer auf der Baustelle mit leicht brennbaren Chemikalien zu tun hat oder sich häufig im Funkenflug befindet – etwa beim Schweißen – , sollte jedoch eine spezielle Mütze aus feuerfestem Material wählen.

Eine gute Alternative zur Kombination Helm & Mütze bieten Helme mit Styroporauskleidung im Inneren. Sie werden liebevoll als „Iglo-Helme“ bezeichnet und eignen sich für Menschen, die unempfindlich an den Ohren sind und denen es vollkommen genügt, wenn der Kopf ausreichend gewärmt wird.

Thermokleidung als Sicherheitsfaktor: Unterkühlung ist ein Unfallrisiko

Extrawarme Thermokleidung ist als Sicherheitsfaktor nicht zu unterschätzen. Ständiges Frieren mindert die Konzentration und raubt Energie. Der Organismus muss dann permanent auf Hochleistungstouren arbeiten, um seine Idealtemperatur zu halten. Frieren wir dauerhaft, kann sich rasch Erschöpfung und Müdigkeit einstellen, was wiederum zu einer höheren Fehleranfälligkeit führt.

Gleichzeitig ist es wichtig, beweglich zu bleiben. Am besten kleidet man sich bei niedrigen Temperaturen im Zwiebelprinzip und trägt als Basis leichte, wärmende Sportunterwäsche. Atmungsaktive Layer unter der Jacke machen jede Bewegung mit uns transportieren den Schweiß schnell wieder nach außen ab.

Beleuchtung der wichtigsten Wege mit mindestens 20 Lux

Im Dezember wird es schon nachmittags dunkel, sodass unbedingt auf gut ausgeleuchtete Verkehrswege innerhalb der Baustelle geachtet werden muss. Sie sollten mit mindestens 20 Lux flächendeckend bestrahlt werden, um die Sicherheit des Teams gewährleisten zu können.

Da moderne LED Lampen keine Wärme entwickeln, müssen sie regelmäßig vom Schnee befreit werden, um in voller Stärke arbeiten zu können. Bei klassischen Lampen tauen Schnee und Eis mit der Zeit von alleine weg.

Vor allem die Sicherheits- und Rettungswege einer Baustelle müssen in der Dämmerung bestens sichtbar sein.

Die gefährlichsten Unfälle auf Baustellen sind ganzjährig in erster Linie Stürze – zum Beispiel von einem Gerüst, einer Leiter oder auch hinab in eine Grube. Diese Gefahr potenziert sich in den Wintermonaten um ein Vielfaches. Deshalb muss morgens immer genügend Zeit eingeplant werden, um die Gerüstflächen von Eis und Schnee zu befreien und die gesamte Ausrüstung genauer unter die Lupe zu nehmen.

Löcher, die mit Brettern abgedeckt wurden, sollten zusätzlich gekennzeichnet werden. Schnee verändert die gesamte Optik der Baustelle, da er sich wie eine dicke weiße Decke über den Untergrund legt und alles „gleich“ aussehen lässt. Sprich: Sind die Löcher und Gruben nicht extra gekennzeichnet, besteht die Gefahr, dass ein Mitarbeiter auf den Holzplanken ausrutscht oder versehentlich mit einem schweren Baustellenfahrzeug darüber fährt und einbricht.

Pausenräume und Toiletten müssen ausreichend beheizt werden

Zum Arbeitsschutz gehört auch der Schutz des Immunsystems. Wer in der Kälte arbeitet, muss die Möglichkeit haben, sich in den Pausen aufzuwärmen. Deshalb ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Pausenräume in den Baucontainern eine Temperatur von 21 Grad haben müssen. Überdies sollten sie Möglichkeiten bieten, nasse Jacken zum Trocknen aufzuhängen.

Die Toiletten und Waschräume sollten ebenfalls beheizt werden. Die Baustellenmitarbeiter sollten überdies dazu ermuntert werden, alle körperlichen Symptome, die auf eine Unterkühlung hinweisen, ernst zu nehmen und sich bei wiederholtem Husten und Niesen krankzumelden – auch und insbesondere zum Schutz der Kollegen.

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