Motivation in der Arbeitssicherheit: Praktische Tipps für Sicherheitsingenieure

Warum Motivation in der Arbeitssicherheit entscheidend ist

Arbeitssicherheit ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern auch ein unverzichtbarer Bestandteil eines gut funktionierenden Unternehmens. Sie schützt nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern bewahrt auch Betriebe vor finanziellen und organisatorischen Belastungen durch Ausfallzeiten oder Unfälle. Trotz dieser offensichtlichen Vorteile begegnen Sicherheitsingenieure und Führungskräfte immer wieder dem gleichen Problem: Viele Mitarbeiter verhalten sich nicht sicherheitsgerecht.

Sätze wie “Die wollen einfach nicht!” sind keine Seltenheit. Doch was steckt wirklich dahinter? Oft liegt das Problem nicht in mangelnder Einsicht oder Ablehnung, sondern in tiefergehenden Hindernissen, die motiviertes Handeln erschweren. Hier anzusetzen, Motivation zu schaffen und zu fördern, ist die entscheidende Aufgabe. Es geht nicht nur darum, Regeln zu vermitteln, sondern ein Bewusstsein zu schaffen, das den Wert sicherheitsgerechten Verhaltens ins Zentrum rückt.

Nur wer versteht, was Mitarbeiter bewegt – oder hindert –, kann nachhaltige Veränderungen anstoßen. Dieser Artikel bietet praxisorientierte Hilfestellungen, um die Motivation in der Arbeitssicherheit zu stärken und Mitarbeiter für dieses wichtige Thema zu gewinnen.

1. Die zentralen Hindernisse für sicheres Verhalten

Sicheres Verhalten am Arbeitsplatz sollte selbstverständlich sein – schließlich will niemand einen Unfall riskieren. Doch in der Praxis sieht es oft anders aus. Viele Mitarbeiter entscheiden sich unbewusst oder bewusst gegen sicherheitsgerechtes Verhalten. Die Gründe dafür sind vielfältig und beruhen meist auf vier zentralen Hindernissen:

Falsches Sicherheitsgefühl: Warum viele die Gefahr unterschätzen

Ein häufiges Problem ist, dass sich Mitarbeiter in einer falschen Sicherheit wiegen. Wer tagtäglich ohne Unfall arbeitet, beginnt, die tatsächlichen Gefahren zu verharmlosen. Aussagen wie „Hier ist doch noch nie etwas passiert“ zeigen, dass das Bewusstsein für Risiken abnimmt, solange nichts schiefgeht. Doch dieses Gefühl kann trügerisch sein – Gefahren existieren, auch wenn sie nicht sofort sichtbar sind. Ohne das Bewusstsein für mögliche Risiken fehlt jedoch oft die Bereitschaft, sich konsequent an Sicherheitsmaßnahmen zu halten.

Resignation: “Ich kann sowieso nichts tun.”

Manche Mitarbeiter glauben, dass sie den Gefahren ihrer Arbeit ohnehin ausgeliefert sind. Diese Resignation entsteht, wenn sie sich machtlos fühlen oder den Eindruck haben, dass Schutzmaßnahmen keinen echten Unterschied machen. Statt aktiv zu handeln, verharmlosen sie die Gefahr, um das unangenehme Gefühl der Hilflosigkeit zu vermeiden. Diese Haltung erschwert nicht nur die Einführung sicherer Verhaltensweisen, sondern kann auch eine negative Dynamik in Teams auslösen.

Konflikt mit anderen Bedürfnissen: Effizienz, Bequemlichkeit, Anerkennung

Die Realität am Arbeitsplatz ist oft geprägt von Zeitdruck, Leistungsanforderungen und sozialen Erwartungen. Mitarbeiter wägen in Bruchteilen von Sekunden ab, welche Handlung ihnen die meisten Vorteile bringt. Sicheres Verhalten gerät dabei schnell ins Hintertreffen, wenn es als hinderlich für Effizienz, Bequemlichkeit oder Anerkennung wahrgenommen wird. Wer glaubt, durch das Weglassen von Schutzmaßnahmen Zeit zu sparen oder „cooler“ zu wirken, stellt andere Bedürfnisse über die eigene Sicherheit.

Erfahrungsfalle: Warum schlechte Gewohnheiten sicherheitsgerechtes Verhalten verdrängen

Unsere Verhaltensmuster basieren stark auf Erfahrungen. Wenn ein sicherheitswidriges Verhalten kurzfristige Vorteile wie Zeitersparnis bringt und dennoch keine negativen Folgen hat, wird es schnell zur Gewohnheit. Das Problem: Die positiven Effekte sicherheitsgerechten Handelns – wie Unfallvermeidung – bleiben unsichtbar, während der Mehraufwand direkt spürbar ist. Dadurch etablieren sich riskante Verhaltensweisen, die schwer zu durchbrechen sind.

2. Den Ursachen auf den Grund gehen: Gespräch statt Vermutung

Der erste Schritt zur Förderung sicherheitsgerechten Verhaltens beginnt mit dem Verstehen: Warum handeln Mitarbeiter so, wie sie handeln? Statt Vermutungen anzustellen, liefert der direkte Dialog mit den Betroffenen die entscheidenden Antworten. Denn niemand kennt die Herausforderungen und Hindernisse besser als die Mitarbeiter selbst.

Der direkte Dialog mit den Betroffenen

Ein offenes Gespräch ermöglicht es, die tatsächlichen Gründe für sicherheitswidriges Verhalten zu erfahren. Vielleicht empfinden Mitarbeiter die Schutzausrüstung als unbequem, sehen keine realen Gefahren oder fühlen sich durch Zeitdruck zum Nachlässigsein gedrängt. Solche Einblicke können nur durch direkte Kommunikation gewonnen werden. Wichtig ist dabei, gezielt nach den persönlichen Sichtweisen und Bedürfnissen der Betroffenen zu fragen.

Beispielhafte Fragen könnten sein:

  • „Welche Gründe sehen Sie dafür, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht konsequent eingehalten werden?“
  • „Gibt es aus Ihrer Sicht etwas, das wir verbessern könnten, um die Sicherheitsmaßnahmen umsetzbarer zu machen?“

Warum Zuhören der Schlüssel zur Motivation ist

Zuhören ist mehr als nur eine höfliche Geste – es signalisiert Respekt und Wertschätzung. Wenn Mitarbeiter spüren, dass ihre Meinung zählt und ernst genommen wird, steigt ihre Bereitschaft, aktiv an Lösungen mitzuwirken. Diese Beteiligung schafft nicht nur praktische Ansätze, sondern fördert auch das Gefühl der Eigenverantwortung. Die Mitarbeiter erkennen, dass es nicht nur um Vorschriften geht, sondern um ihre persönliche Sicherheit.

Darüber hinaus hilft aufmerksames Zuhören, Missverständnisse und Widerstände abzubauen. Wenn Führungskräfte auf Einwände eingehen, Verständnis zeigen und gemeinsam nach Lösungen suchen, entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens. Diese ist entscheidend, um sicherheitsgerechtes Verhalten nachhaltig zu fördern.

3. Praktische Tipps zur Förderung sicherheitsgerechten Verhaltens

Sicherheitsgerechtes Verhalten lässt sich nicht allein durch Vorschriften oder Sanktionen fördern. Es braucht ein Umfeld, das auf Verständnis, Zusammenarbeit und Vorbildfunktion basiert. Mit diesen praktischen Tipps können Sicherheitsingenieure und Führungskräfte gezielt daran arbeiten, Mitarbeiter für Arbeitssicherheit zu sensibilisieren und deren Verhalten nachhaltig zu verändern.

Informieren und sensibilisieren: Wie man Gefahren sichtbar macht

Das Bewusstsein für Gefahren ist der erste Schritt zu sicherem Verhalten. Viele Mitarbeiter unterschätzen Risiken oder halten sie für irrelevant. Um dies zu ändern, sollte gezielte Information mit anschaulichen Beispielen kombiniert werden:

  • Realitätsnahe Szenarien: Zeigen Sie anhand konkreter Beispiele oder Vorfälle, welche Konsequenzen ein Unfall haben kann. Die Mitarbeiter sollten sich die Auswirkungen auf ihr Privatleben und den Betrieb klar vorstellen können. Aussagen wie „Das hätte mir auch passieren können“ fördern die Identifikation.
  • Experimentelle Ansätze: Nutzen Sie Schulungen oder Demonstrationen, die Gefahren erlebbar machen. Beispielsweise könnten Mitarbeiter Schutzkleidung in simulierten Gefahrensituationen testen.
  • Regelmäßige Sensibilisierung: Selbst kurze, regelmäßige Sicherheitshinweise – etwa in Meetings – zeigen, dass das Thema Arbeitssicherheit ernst genommen wird.

Mitarbeiter einbeziehen: Von der Entwicklung bis zur Umsetzung von Maßnahmen

Sicherheitsmaßnahmen sind am wirkungsvollsten, wenn die Mitarbeiter aktiv an ihrer Gestaltung beteiligt werden. Diese Einbindung erhöht die Akzeptanz und verbessert die Praxistauglichkeit:

  • Gemeinsame Entwicklung von Lösungen: Fragen Sie die Mitarbeiter, welche Anforderungen eine Schutzmaßnahme oder ein neues Arbeitsgerät erfüllen muss. Ihre praktischen Erfahrungen liefern wertvolle Hinweise.
  • Diskussion von Vor- und Nachteilen: Besprechen Sie die Vorteile und potenziellen Herausforderungen einer neuen Maßnahme. So können negative Wahrnehmungen frühzeitig ausgeräumt werden.
  • Erfahrungen auswerten: Lassen Sie die Mitarbeiter Rückmeldung zu eingeführten Maßnahmen geben. Diskutieren Sie gemeinsam, was gut funktioniert und wo es Verbesserungsbedarf gibt.

Sicherheitskultur leben: Vorbildfunktion der Führungskräfte

Mitarbeiter orientieren sich stark am Verhalten ihrer Vorgesetzten. Eine glaubwürdige Sicherheitskultur beginnt daher an der Spitze:

  • Vorbild sein: Führungskräfte sollten selbst konsequent sicherheitsgerecht handeln. Ob beim Tragen von Schutzkleidung oder beim Einhalten von Sicherheitsvorschriften – die Botschaft ist klar: „Wir leben, was wir von euch erwarten.“
  • Eindeutige Signale senden: Stellen Sie sicher, dass Sicherheitsrichtlinien auch unter Zeitdruck nicht vernachlässigt werden. Unrealistische Vorgaben, die sich mit den Sicherheitsvorschriften beißen, gefährden die Glaubwürdigkeit der Sicherheitskultur.
  • Erfolge anerkennen: Belohnen Sie sicherheitsgerechtes Verhalten durch Lob oder kleine Anreize. Das zeigt Wertschätzung und motiviert zur Nachahmung.

4. Motivation durch positive Anreize und Konsequenzen

Sicherheitsgerechtes Verhalten entsteht nicht von allein. Es braucht gezielte Maßnahmen, um Mitarbeiter zu motivieren und ihnen die Bedeutung von Arbeitssicherheit näherzubringen. Dabei spielen positive Anreize eine ebenso wichtige Rolle wie Konsequenzen für sicherheitswidriges Verhalten. Eine kluge Kombination aus beiden Ansätzen kann nachhaltige Veränderungen bewirken.

Wie Lob und Anerkennung nachhaltige Veränderungen fördern

Menschen reagieren stark auf positive Rückmeldungen – sie fühlen sich wertgeschätzt und sehen, dass ihr Einsatz wahrgenommen wird. Lob und Anerkennung sind daher kraftvolle Werkzeuge, um sicherheitsgerechtes Verhalten zu fördern:

  • Authentisches Lob: Ein ernst gemeintes „Gut gemacht!“ motiviert mehr als pauschale Aussagen. Lob sollte konkret auf das Verhalten eingehen, etwa: „Ich schätze es sehr, dass Sie konsequent Ihre Schutzausrüstung tragen.“
  • Belohnungssysteme: Kleine Anreize, wie Gutscheine oder ein Dankesgeschenk, können die Motivation zusätzlich steigern. Wichtig ist, dass die Belohnungen als fair wahrgenommen werden.
  • Arbeitssicherheit sichtbar machen: Integrieren Sie sicherheitsgerechtes Verhalten in die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung. Das zeigt den Mitarbeitern, dass Arbeitssicherheit genauso wichtig ist wie andere Leistungen.
  • Gemeinsame Erfolge feiern: Schaffen Sie Momente, in denen sicherheitsrelevante Fortschritte im Team gefeiert werden. Das stärkt nicht nur die Sicherheitskultur, sondern auch den Zusammenhalt.

Maßnahmen gegen sicherheitswidriges Verhalten

Trotz positiver Anreize gibt es Situationen, in denen sicherheitswidriges Verhalten konsequent adressiert werden muss. Dies ist nicht nur zum Schutz der betroffenen Mitarbeiter, sondern auch zur Glaubwürdigkeit der Sicherheitskultur entscheidend:

  • Attraktivität sicherheitswidrigen Verhaltens senken: Entfernen Sie Vorteile, die durch unsicheres Verhalten entstehen könnten, wie vermeintliche Zeitersparnis oder Bequemlichkeit.
  • Konsequenzen aufzeigen: Sicherheitswidriges Verhalten kann durch Verwarnungen – mündlich oder schriftlich – sanktioniert werden. Bei wiederholtem Fehlverhalten sollten weitere Schritte wie Bonuskürzungen oder, im Extremfall, arbeitsrechtliche Maßnahmen nicht ausgeschlossen werden.
  • Klarheit schaffen: Kommunizieren Sie deutlich, welche Verhaltensweisen nicht akzeptabel sind und warum. Die Mitarbeiter sollten verstehen, dass die Maßnahmen nicht aus Willkür, sondern zum Schutz aller erfolgen.

Ein Gleichgewicht finden

Während positive Anreize ein Verhalten nachhaltig fördern können, sind Konsequenzen ein notwendiges Mittel, um Verhaltensänderungen einzuleiten, wenn andere Ansätze nicht greifen. Wichtig ist, dass beide Strategien fair und transparent umgesetzt werden, um Vertrauen und Motivation aufrechtzuerhalten.

5. Die Grenzen der Motivation: Wenn Technik und Organisation nötig werden

Motivation ist ein mächtiges Werkzeug, um sicherheitsgerechtes Verhalten zu fördern. Doch sie hat ihre Grenzen. Es gibt Situationen, in denen allein motivatorische Ansätze nicht ausreichen, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten. In solchen Fällen sind technische und organisatorische Maßnahmen unerlässlich, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.

Warum nicht alles durch Motivation lösbar ist

Menschen sind nicht unfehlbar. Selbst die motiviertesten Mitarbeiter können durch Ablenkung, Stress oder Müdigkeit Fehler machen. Hinzu kommen Faktoren wie Monotonie oder Zeitdruck, die das Unfallrisiko erhöhen. Kein Mensch kann sich dauerhaft voll konzentrieren – das macht rein motivationsbasierte Maßnahmen anfällig.

Darüber hinaus gibt es bestimmte Verhaltensmuster, die sich trotz aller Bemühungen nur schwer ändern lassen. Wenn beispielsweise riskantes Verhalten tief in den Arbeitsalltag integriert ist oder unbewusste Wahrnehmungsfehler die Gefahr unterschätzen lassen, reichen Appelle an die Vernunft allein nicht aus.

Technische und organisatorische Maßnahmen als Unterstützung

Technik und Organisation können genau dort ansetzen, wo Motivation an ihre Grenzen stößt. Sie minimieren Gefahren, selbst wenn menschliche Fehler auftreten, und schaffen Rahmenbedingungen, die sicheres Verhalten erleichtern:

  • Technische Maßnahmen:
    • Schutzvorrichtungen, wie Absperrungen oder Sicherheitsmechanismen an Maschinen, verhindern Unfälle, bevor sie passieren können.
    • Ergonomische Arbeitsmittel reduzieren physische Belastungen und fördern automatisch eine sicherere Arbeitsweise.
    • Automatisierung kann besonders gefährliche oder fehleranfällige Tätigkeiten übernehmen, wodurch das Risiko für Mitarbeiter sinkt.
  • Organisatorische Maßnahmen:
    • Klare Arbeitsprozesse: Gut strukturierte Abläufe reduzieren Unsicherheiten und helfen Mitarbeitern, sich auf sicherheitsgerechtes Verhalten zu konzentrieren.
    • Schulungen und Instruktionen: Regelmäßige Trainings stellen sicher, dass Mitarbeiter die richtigen Verhaltensweisen kennen und anwenden können.
    • Notfallpläne und regelmäßige Übungen: Diese stellen sicher, dass im Ernstfall alle wissen, was zu tun ist, und minimieren Risiken bei unerwarteten Ereignissen.
  • Fehlerfreundliche Systeme: Gestalten Sie Arbeitsumgebungen so, dass selbst ein unaufmerksamer Moment nicht zu einem Unfall führt. Zum Beispiel durch automatische Abschaltsysteme oder visuelle Warnhinweise.

Eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie

Motivation, Technik und Organisation sollten keine Gegensätze sein, sondern Hand in Hand arbeiten. Während motivierende Maßnahmen das Bewusstsein der Mitarbeiter schärfen und sie zu sicherem Verhalten anregen, schaffen technische und organisatorische Maßnahmen ein sicheres Grundgerüst. Dieses Zusammenspiel ist entscheidend, um Risiken zu minimieren und eine Sicherheitskultur zu etablieren, die alle Ebenen eines Unternehmens durchdringt.

Fazit: Sicherheit beginnt mit Verständnis und Zusammenarbeit

Arbeitssicherheit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines bewussten Zusammenspiels aus Motivation, technischer Unterstützung und organisatorischer Struktur. Damit Mitarbeiter sich sicherheitsgerecht verhalten, müssen ihre individuellen Bedürfnisse und Hindernisse verstanden werden. Ein einfühlsamer Dialog, gezielte Sensibilisierung und die Einbindung in Entscheidungen schaffen die Basis für eine nachhaltige Sicherheitskultur.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Hindernisse erkennen: Falsches Sicherheitsgefühl, Resignation, Konflikte mit anderen Bedürfnissen und die Erfahrungsfalle sind die häufigsten Hürden.
  • Gespräch statt Vermutung: Der direkte Austausch mit den Betroffenen ist der Schlüssel, um Beweggründe und Widerstände zu verstehen.
  • Sicherheitskultur stärken: Informieren, einbeziehen und durch Vorbildfunktion überzeugen – das fördert sicherheitsgerechtes Verhalten nachhaltig.
  • Anreize und Konsequenzen: Lob und Anerkennung motivieren, während konsequente Maßnahmen sicherheitswidriges Verhalten unattraktiv machen.
  • Technik und Organisation: Wenn Motivation nicht ausreicht, bieten technische und organisatorische Maßnahmen eine unverzichtbare Unterstützung.

Aufruf zum Handeln: Warum Sicherheitsingenieure eine Schlüsselrolle spielen

Sicherheitsingenieure tragen eine immense Verantwortung, denn sie sind die Architekten eines sicheren Arbeitsumfelds. Ihre Expertise, kombiniert mit psychologischem Verständnis und strategischem Denken, ist entscheidend, um Sicherheit nicht nur als Pflicht, sondern als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu etablieren.

Arbeitssicherheit beginnt bei Ihnen: Werden Sie aktiv, sprechen Sie mit Ihren Teams, analysieren Sie Hindernisse und implementieren Sie maßgeschneiderte Lösungen. Ihre Arbeit schützt nicht nur Menschenleben, sondern trägt auch zur Effizienz und Stabilität Ihres Unternehmens bei.

Ihre Sicherheit in besten Händen
Donato Muro, Arbeitspsychologe und Sicherheitsingenieur aus Düsseldorf, unterstützt Unternehmen und Führungskräfte dabei, Sicherheit und Gesundheitsschutz auf ein neues Level zu heben. Mit seiner Firma Sicherheitsingenieur.NRW bietet er fundierte Beratung, praxisnahe Schulungen und innovative Lösungen, die direkt im Alltag umsetzbar sind.

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Brandschutz am Düsseldorfer Flughafen gefährdet?

Der 11. April 1996 hat sich in das kollektive Bewusstsein in Düsseldorf eingeprägt. Bei der damaligen Brandkatastrophe am Flughafen kamen 17 Menschen ums Leben und es gab 88 Verletzte. Über den Brandschutz wurde in der Folge viel gesprochen und auch über die Mängel wurde ausführlich berichtet. Seitdem hat sich vieles verändert.
Unternehmenssprecher und Vertreter der DUS Flughafengesellschaft verweisen heute darauf, dass der Flughafen ein Vorreiter in puncto Brandschutz sei. Natürlich wurde seitdem auch einiges getan.


Bautechnische Veränderungen
Vor allem in Bezug auf bautechnische Fragen hat man reagiert. Damals waren Schweißarbeiten die Ursache für den verheerenden Brand. Folgerichtig wurden seitdem brennbare Materialien und bestimmte Baustoffe reduziert. Klima-und Lüftungsanlagen wurden an neue und verschärfte Bestimmungen angepasst und alle technischen Anlagen auf den modernsten Stand gebracht.
Dazu gehören natürlich insbesondere Anlagen, welche dem Brandschutz dienen wie Brandmeldeanlagen und automatische Löschanlagen.


Fluchtwege und Steuerung der Passagierströme
Da ein Flughafen aber nicht nur aus Technik besteht, sondern eben vor allen Dingen zur Beförderung von Menschen in großer Zahl dient, spielt das Thema Fluchtwege und alles, was dazu gehört, mindestens eine ebenso große Rolle.
Die Anforderung, dass Fluchtwege auf dem kürzesten Wege ins Freie führen müssen, ist selbstverständlich und wird auch vonseiten der DUS betont. Aufzüge fahren im Fall eines Alarms automatisiert eine sichere Etage an. Und die Alarmierung der Menschen selbst erfolgt flächendeckend über die entsprechenden Sprachansagen. Die Entrauchungsanlagen sollen den öffentlichen Bereich freihalten und natürlich muss auch gewährleistet sein, dass die Rettungswege selbst frei bleiben.
Insgesamt betrachtet sieht es also ganz gut aus, oder?


Das Problem der Überlastung
An dieser Stelle soll ein Blick auf die aktuelle Lage geworfen werden, nämlich den Ferienbeginn in NRW 2022.
Bei DUS hat man möglicherweise die Gesamtkapazität des Flughafens etwas zu optimistisch eingeschätzt. Lange Schlangen von Reisenden bilden sich im gesamten Flughafen. In den Medien ist davon die Rede, dass der Flughafen „stellenweise aus allen Nähten“ platzt. Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass die moderne Technik eben doch mal wieder versagt. Eine Störung an der Gepäckförderanlage sorgt nicht nur für Probleme bei der Ausgabe der Koffer und daraus folglich für entsprechenden Unmut der Passagiere. Um die Lage zu bereinigen, wurde teilweise auch noch die Feuerwehr zur Hilfe bei der Gepäckvergabe eingesetzt.
Selbstverständlich kann es auch an der besten Anlage mal zu einer Störung kommen. Und natürlich wird es zu Stoßzeiten wie einem Ferienbeginn immer wieder mal zu Wartezeiten kommen. Die Aufgabe des Managements ist es deshalb, solche vorhersehbaren Ereignisse in der Planung bereits vorher zu berücksichtigen. Es braucht Pufferzonen und Notfallpläne, gegebenenfalls müssen die Menschen anderweitig untergebracht und versorgt werden. Entsprechende Freiräume und zusätzliche Wartezonen fallen in den Bereich einer vorsorglichen Planung eines so komplexen Gebildes, wie es ein Flughafen ist. Und es versteht sich von selbst, dass die Feuerwehr des Flughafens nicht als Lösung für einen Notfall bei der Gepäckvergabe in ein Gesamtkonzept gehört.
Die Kapazität eines Flughafens zeigt sich überdies nicht nur durch technische Anlagen. Es geht auch um die Versorgung und Lenkung von Passagieren. Und zwar nicht nur in den Zeiten, in denen alles geordnet und nach Plan abläuft. Sondern vor allem dann, wenn es eben, wie bei einem Ausfall der Gepäckförderanlage, zu unvorhergesehenen Staus und Menschenansammlungen kommt.
Was hat dies alles mit dem Thema Brandschutz zu tun?


Menschenmengen vorher mitdenken
Nun, große Menschenmassen in überfüllten Räumen und in bereits sehr gestresster Stimmung reagieren im Alarmfall vermutlich nicht automatisch ruhig und kontrolliert. Instinktiv erkennt jeder Mensch, ob es zu eng ist und die Zeit eventuell knapp wird. Und selbst wenn dies nicht der Fall ist, rationales Handeln von Menschenmengen in einer Notsituation darf nicht einfach vorausgesetzt werden.
Die besten Fluchtwege, selbst wenn sie frei sind, helfen nur bedingt, wenn sie wegen zu großem Andrang verstopft sind. Und wie sieht es eigentlich am Ende der Fluchtwege aus? Sind dort ausreichend Freiräume, damit der Strom an Flüchtenden schnell und sicher weiter geleitet werden kann?
An diversen Stellen gibt es auch Brandschutztüren. Doch solche können nicht geschlossen werden, wenn sie durch flüchtende Menschen verstopft sind.
Ein gut durchdachtes Sicherheitskonzept berücksichtigt natürlich solche Dinge. Allerdings berücksichtigt ein solches auch die zuvor angesprochenen Punkte, etwa den Ausfall einer Anlage wie dem automatisierten Gepäcktransport. Diese ist zwar nicht für die Sicherheit an sich von Bedeutung. Aber ein solcher Ausfall sorgt eben für die Staus und Warteschlangen mit den beschriebenen Folgeerscheinungen. Und diese sind dann doch auch für die Sicherheit relevant. Da wirkt es am Ende nicht gut durchdacht, wenn die Feuerwehr hier bei der Gepäckausgabe Abhilfe leisten muss.
Das Vertrauen in das Gesamtkonzept bei DUS wird dadurch nicht völlig infrage gestellt, aber gestärkt wird es dadurch auch nicht.


Kritische Fragen sind angebracht
Man fragt sich als unbeteiligter Beobachter, inwiefern dies alles seine Richtigkeit hat. Oftmals ist es ja so, dass erst etwas Schreckliches passieren muss, bevor gehandelt wird. Im Fall des Flughafens Düsseldorf ist dies aber bereits geschehen.
Reagiert wurde, wie bereits angesprochen, ja auch. Doch gewinnt man den Eindruck, dass die Änderungen vor allem, wenn nicht sogar „nur“ in Bezug auf die Haustechnik erfolgten.
Ob dies ausreichend ist, darf durchaus hinterfragt werden, ohne dass es gleich als eine Anklage missverstanden wird.
Konkret gefragt: Wie sieht es rechtlich aus? Gibt es Bestimmungen auch in Bezug auf die zulässige Zahl an Passagieren, welche sich im Wartebereich aufhalten dürfen? Eine Einsicht in solche Bestimmungen, sofern es sie gibt, ist in der Brandschutzverordnung am Flughafen offiziell nicht möglich. Auch dieser Umstand trägt nicht dazu bei, das Zutrauen in den Brandschutz als Gesamtkonzept zu steigern.
Sollte es in diesem Zusammenhang zu Versäumnissen gekommen sein, bleibt jedenfalls zu hoffen, dass die Verantwortlichen bei DUS hieraus schnellstens ihre Schlüsse ziehen. Fehler zu machen ist eine Sache, daraus seine Lehren zu ziehen und schnellstens Abhilfe zu schaffen, eine andere. Es sollte nicht wieder notwendig sein, dass erst eine Katastrophe passieren muss, damit Versäumnisse aufgearbeitet werden.

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