Not-Aus vs. Not-Halt: Wo liegt der Unterschied?

Maschinen und maschinelle Anlagen arbeiten automatisch und meist ohne Probleme. Für Notsituationen jeglicher Art ist fast immer ein roter Pilztaster eingebaut, welcher die Geräte sofort zum Stoppen bringt. Meist steht dort die Aufschrift „Not-Aus“, obwohl es eigentlich ein Not-Halt ist. Doch wo liegt der Unterschied?

Gemeinsamkeiten von Not-Aus und Not-Halt

Im Grunde genommen besitzen das Not-Aus und der Not-Halt dieselbe Wirkweise und optische Gemeinsamkeiten. Beide Einrichtungen sorgen dafür, dass im Notfall agiert werden kann. Die Bedieneinrichtungen ermöglichen, in Notsituationen mit nur einem einzigen Handgriff die Energiezufuhr verschiedener maschineller Anlagen augenblicklich zu stoppen. Durch die Betätigung des Not-Aus beziehungsweise des Not-Halts wird die Energiezufuhr sofort unterbrochen, wodurch die Maschine nicht mehr agieren kann.

Warum existieren verschiedene Bezeichnungen?

Dass im deutschen Sprachgebrauch zwei unterschiedliche Bezeichnungen für den Notfallstopp existieren, ist einem Übersetzungsfehler zu verdanken. Im englischen Sprachgebrauch findet der Begriff „emergency stop“ für die Einrichtung Gebrauch. In der alten Maschinenrichtlinie 98/37/EG sowie in der zu diesem Zeitpunkt gültigen Norm DIN EN 418 wurde die Maschinenfunktion mit „Not-Aus“ übersetzt, obwohl ebenfalls die Übersetzung „Not-Halt“ möglich und richtig ist. Durch diesen „Übersetzungsfehler“ wurden zum damaligen Zeitpunkt zahlreiche Notbefehlseinrichtungen mit „Not-Aus“ beschriftet. Diese Beschriftung findet sich noch heute zum Teil auf neuen Maschinen, da die Übersetzung einfach übernommen wurde.

Notwendigkeit der Beschriftung

Obwohl im deutschen Sprachgebrauch sowohl Not-Aus wie Not-Halt durch den englischen Urbegriff „emergency stop“ existieren, gibt es keine zulässige Beschriftung. Not-Halt-Geräte dürfen nach Norm nicht beschriftet werden. Stattdessen finden Piktogramme verwenden. Diese zeigen an, welcher Bereich des Gerätes durch die Betätigung des Tasters zum Stillstand gebracht wird. Folglich sorgt der Not-Halt beziehungsweise Not-Stop nicht dafür, dass die gesamte Maschine in den Ruhestand versetzt wird. Häufig handelt es sich nur um einen kleinen Bereich wie etwa einem einzelnen Arbeitsabschnitt. Der Vorteil liegt dabei, dass die Stromzufuhr schneller unterbrochen werden kann. Gleichzeitig muss nicht die gesamte Anlage neu gestartet werden, falls es zu einem Notfallstopp kommt. Dies wiederum spart Zeit, wenn die Maschine wieder in Betrieb genommen werden soll.

Not-Aus und Not-Halt

Obwohl beide Bezeichnungen letztendlich dieselbe Grundfunktion herbeiführen, liegt der Unterschied in der auftretenden Gefährdung und der technischen Anforderungen. Beim Not-Halt handelt es sich um einen Stoppbefehl. Wird dieser aktiviert, wird entweder eine gefahrenbringende Bewegung oder ein gefährlicher Prozess augenblicklich stillgesetzt. Folglich sorgt der Not-Halt für ein Stillsetzen der Maschine oder maschinellen Anlage im Notfall. Der Not-Aus besitzt dagegen ein anderes Schutzziel. Mit dem Befehl soll eine elektrische Gefährdung so gut es geht minimiert werden. Wird der Stillstand aktiviert, trennt sich die Stromzufuhr zur Maschine oder Anlage. Folglich tritt ein Ausschalten im Notfall ein.

Ob letztendlich ein Not-Halt oder Not-Aus benötigt wird, hängt stets von der Maschine beziehungsweise Anlage und den Gegebenheiten ab. Handelt es sich um eine Anlage, welche verschiedene Arbeitsprozesse besitzt, zeigt sich der Not-Halt von Vorteil. Die Gefahr, beispielsweise ein Hindernis in oder auf der Anlage, lässt sich durch den Halt leicht entfernen. Danach ist die Maschine sofort wieder einsatzfähig. Muss die gesamte Maschine aber mit dem Aus-Befehl komplett lahmgelegt werden, kann es durchaus einige Minuten bis sogar Stunden dauern, bis sie wieder einsatzfähig ist. Dadurch können sich Arbeitsprozesse deutlich verzögern.

Anforderungen an Gebraucht- und Neumaschinen

Aufgrund geltender Rechtsvorschriften ist es Pflicht, in sämtlichen Maschinen Not-Halt-Einrichtungen zu integrieren. Diese soll ermöglichen, dass drohende oder eintretende Gefahren vermieden werden können. Sowohl neue wie gebrauchte Maschinen müssen über die Vorrichtung verfügen. Ausnahmen existieren dennoch. Handgehaltene Maschinen oder Maschinen mit hohen Nachlaufzeiten können ohne die Einrichtungen genutzt werden. Bei verfahrenstechnischen Anlagen dagegen steht es noch immer im Raum, ob und wo ein Not-Halt notwendig ist.

In welchen Bereichen genau eine Not-Halt-Einrichtung sinnvoll und notwendig ist, wird im Rahmen einer Risikobeurteilung oder Gefahrenbeurteilung sowie der Sicherheitsbetrachtung für verfahrenstechnischen Anlagen entschieden. Eine solche Betrachtung ist unter anderem ein PAAG-Verfahren. Folglich kann der Not-Halt beziehungsweise Not-Aus an verschiedenen Stellen der Anlage angebracht werden. Wird er nicht benötigt, lässt sich die Einrichtung durchaus vermeiden. Hierfür muss jedoch sichergestellt werden, dass keine Gefahrensituationen eintreten kann, wo eine Notabschaltung zur Minderung der auftretenden Gefahr beiträgt.

Bauarten von Not-Halt-Einrichtungen

Bei vielen Maschinen und maschinellen Anlagen werden die Notschalter in Form eines roten Pilzes angebracht, da dieser optisch hervorsticht und sich leicht betätigen lässt. Der klassische Pilztaster ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit, eine Notabschaltung zu bauen. Viele andere Bauformen bieten zusätzliche Funktionen.

Handelt es sich um einen abschließbaren Pilztaster, kann die Maschine nach dem Stopp-Befehl wieder freigegeben werden. Damit nicht jeder Mitarbeiter die Funktion aktivieren kann, ist dies nur geschultem Personal möglich. Ein Pilztaster mit Schutzkragen ist hingegen eine zu vermeidende Aktivierung. Sie sollte nicht betätigt werden, wenn sie versehentlich zu großen Nachteilen führt oder eine häufige ungewollte Betätigung nicht anders vermieden werden kann.

Manchmal sieht man auch Reißleinen bei Maschinen. Diese sollen helfen, den Not-Befehl aus großer Distanz zu aktivieren. Deshalb werden sie empfohlen, wenn der Not-Halt beziehungsweise das Not-Aus nicht aus nächster Nähe möglich ist. Zudem gibt es Hauptschalter mit einer Not-Halt-Funktion. Diese lassen sich nutzen, um einen Not-Halt einzuleiten. Voraussetzung für die Nutzung ist, dass sich das Stellteil für die bedienende Person stets leicht erreichen lässt.

Hier können Sie nur gewinnen

 

Das Gewinnspiel von Sicherheitsingenieur.NRW

Wir verlosen einen 1000-Euro-Gutschein für Elektroprüfung

 

Ihr Einsatz zum Gewinnspiel

Ihr Einsatz ist Ihre Mailadresse für den Empfang des Newsletters von Sicherheitsingenieur.NRW

Sie werden einmal monatlich den Newletter von uns erhalten. Selbst, wenn Sie jetzt hier nicht gewinnen, erhalten Sie wertvolle Informationen, Hinweise und Tipps.

 

Auf jeden Fall ein Gewinn!

 

Viel Glück. Sie haben ein Mail erhalten, in dem Sie die Teilnahme bestätigen müssen.

× Schreiben Sie uns auf WhatsApp