Schimmelpilz am Arbeitsplatz, was tun? Schimmel kann am Arbeitsplatz an allen Stellen entstehen, wo das Raumklima eine hohe Luftfeuchtigkeit hat oder in einzelnen Arbeitsbereichen, die von erhöhter Feuchtigkeit betroffen sind. Eine besondere Anfälligkeit für Schimmelbildung entsteht vor allem dort, wo während der Arbeit stets Wasser zum Einsatz kommt, beispielsweise in der Gastronomie. Ein erhöhtes Schimmelrisiko wird aber auch durch Eigenschaften von Gebäuden begünstigt. Wenn Schimmelpilz einmal entstanden ist, sind passende Maßnahmen zur Gewährleistung des Arbeitsschutzes notwendig.
Donato Muro
Der Inhaber von SicherheitsIngenieur.NRW ist ein aus dem Fernsehen bekannter Experte für Arbeitssicherheit. Er studierte an mehreren deutschen Hochschulen, ist Naturwissenschaftler, Ingenieur, Jurist, Arbeitspsychologe, Toxikologe und MBA.
Wir analysieren und beraten bei Schimmelpilzbefall – unter Leistungen.
Schimmel lebt von Feuchtigkeit sowie organischen Flächen
Dass sich Schimmelpilzsporen über die Luft verbreiten ist die Regel, also nichts Besonderes. Dies ist erst einmal unproblematisch. Ein Problem entsteht dann, wenn Schimmelpilzsporen günstige Gelegenheiten für die Entstehung von Schimmelpilz finden. Feuchte organische Flächen sind für sie ein optimaler Nährboden. Darunter fallen zum Beispiel sämtliche Holzgegenstände, die keine Behandlung gegen Schimmelpilzentstehung bekommen haben. Zudem kann der Pilz auf Stoff- und Papierflächen bestens gedeihen. Er nutzt sogar Organismen im Staub zum Wachstum.
Schimmelpilz in der Tapete der Arbeitsstätte
Der Schimmel entsteht gern auf Zellulosetapeten, zum Beispiel Vliestapeten oder Raufasertapeten, welche aus Zellulose- sowie Textilfasern hergestellt werden. Eingelagerte Dokumente und Akten sind bei entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit auch eine Wohlfühloase für Schimmelpilze.
In manchen Fällen besteht ein sehr hohes Schimmelrisiko
Hohe Luftfeuchtigkeit bildet außer organischen Untergründen noch eine Basis für Schimmelpilzwachstum. Laut der Verbraucherzentrale und weiteren Quellen gedeihen Schimmelpilzsporen bei über 60 bis 70 Prozent.
In bestimmten Branchen liegt die Arbeitsplatzluftfeuchtigkeit eher bei diesen Werten als anderswo. Die Gastronomie ist ein Beispiel, denn an diesen Arbeitsplätzen wird Wasser zum Kochen und Dünsten verwendet. Auch bei Lebensmittelherstellern oder in Handwerksbetrieben, die feuchten Putz verarbeiten, ist das Schimmelrisiko höher.
Jeder Mensch, jedes Tier und jede Pflanze verliert Feuchtigkeit. Bei Menschen ist es ein Schweißverlust von rund einem halben Liter pro Tag, auch bei körperlicher Untätigkeit und ohne sichtbaren Schweißausfluss. Wenn die Arbeit körperlich schwer ist, steigt diese Menge auf mehrere Liter am Tag an. Sobald sich einige Menschen innerhalb eines Raumes versammeln, in welchem die Feuchtigkeit kaum entweicht, kann die durchaus zum Problem werden.
Der Arbeitsplatz kann risikobehaftet sein.
Wenn eine Arbeitsstätte nicht oder schlecht gedämmt ist, kann dies zur Schimmelbildung führen. Ein Risiko hierfür entsteht durch Wärmebrücken, das heißt Bauwerksstellen, wo ein großer Anteil Wärme hinausströmt. Diese sind oft kühler als einige der anderen Raumbereiche. Es herrscht dort auch eine kältere Raumluft, die nicht so viel Feuchtigkeit einspeichern kann, als die wärmere Raumluft.
Deshalb führt Abkühlung dazu, dass die feuchte Raumluft kein weiteres Wasser mehr speichern kann und dieses in der Folge kondensiert. Ein höheres Schimmelrisiko an der Arbeitsstätte besteht dort, wo Feuchtigkeit nicht ausreichend abtransportiert werden kann. Ein Beispiel sind feuchte Papierakten, die in Räumen mit wenig Luftaustausch aufeinander gestapelt werden.
Schimmelpilze sehen nicht ansprechend aus
Schimmelbefall sollte keine Panik auslösen, doch kann er die Gesundheit gefährden. Es gibt viele Studien, die das Zusammenspiel zwischen Schimmel und Beschwerden der Atemwege aufzeigen. Schimmelpilzsporen sind außerdem mögliche Allergieauslöser. Kleinere Stellen mit Schimmelpilzbefall sind meist harmlos, doch größere Stellen bergen ein höheres Risiko.
Das Gefährdungsrisiko ist zusätzlich vom Schimmeltyp abhängig. Viele Schimmelpilzarten werden nach Farben eingeteilt. Beispiele sind Schwarz-, Gelb- oder Rotschimmel. Wenn ein schwarzer Schimmel entsteht, ist noch nicht sofort eindeutig, welche Schimmelart vorliegt, denn davon gibt es etliche Arten. Manche geben ein Mykotoxin ab, das giftig wirkt und bei empfindlichen Menschen zum Beispiel zu Atemnot führen kann. Somit bergen sie ein weiteres Gefährdungspotenzial. Zum Glück kommen die giftigen Schimmelpilze recht selten in Arbeitsräumen vor.
Arbeitgeber haben eine Pflicht zum Schutz ihrer Mitarbeiter
Schimmel an Arbeitsplätzen ist eine potenzielle Gefährdung der Mitarbeiter. Hier haben Arbeitgeber diverse Verordnungen und Gesetze einzuhalten, denn sie sind gegenüber ihren Mitarbeitern verantwortlich. Gemäß Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeber verpflichtet, die im Zusammenhang mit den Arbeitsplätzen stehende Gefährdung zu ermitteln sowie zu beseitigen. In der Arbeitsstättenverordnung sind Schutzregeln für die Gesundheit von Arbeitnehmern bei der Einrichtung und dem Betrieb der Arbeitsstätten definiert.
Wegen Schimmelbefall in Arbeitsstätten können Arbeitgeber eventuell ihrer Verantwortungspflicht in Sachen Arbeitsschutz nicht länger nachkommen. Ob dies zutrifft, stellt eine fachkundige Gefährdungsbeurteilung fest. Gemäß dieser kann ein Wachstum von Schimmelpilzen eine Gefährdung im biologischen Sinne bedeuten. In diesem Fall sollte dringend gehandelt werden.
Schimmelbeseitigung und -verhinderung
Wenn Schimmelbefall an Arbeitsplätzen auftritt, ist dieser zu bekämpfen. Kleine Schimmelstellen lassen sich recht gut mit Spiritus, Wasserstoffperoxid sowie anderen Mitteln entfernen. Sollte wegen des Schimmels aber eine größere Schimmelsanierung fällig sein, sind weitere und aufwändigere Begleitmaßnahmen notwendig. Die Biostoffverordnung ist hier zu beachten. Sie definiert Maßnahmen, die die Mitarbeiter des Betriebes während der Sanierungsarbeiten schützen sollen.
Außer einer Schimmelbeseitigung sollten Maßnahmen zur Schimmelvorbeugung ergriffen werden. Am besten ist es, wenn gar nicht erst neuer Schimmel entsteht. Hierzu sind jegliche Maßnahmen geeignet, die die Luftfeuchte in Arbeitsräumen senken. Das kann zum Beispiel ein Luftentfeuchter leisten. Die Geräte gibt es für kleine und große Arbeitsräume.
Wenn Fehler am Bauwerk den Schimmelbefall begründen, ist die Bekämpfung des Schimmelpilzes nicht immer ausreichend. Aich die Luftfeuchte in Arbeitsräumen kann nicht immer mit einer guten Klimatechnik gesenkt werden. In manchen Fällen ist eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes notwendig, wenn das Schimmelproblem langfristig gelöst werden soll. Das ist natürlich mit hohen Kosten verbunden, doch die sollten es wert sein, da die Gesundheit der Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen den wichtigsten Stellenwert hat.
Messung der Luftfeuchtigkeit in Arbeitsräumen
Mithilfe eines Hygrometers lässt sich die Luftfeuchte in Arbeitsräumen gut messen. Diese Geräte kosten nur ein paar Euro und sind mit einem Thermometer kombiniert, sodass der Messwert gleich richtig zugeordnet werden kann. Die Luftfeuchte sollte jeden Tag mehrmals gemessen werden. Nur wenn diese auf Dauer zu hoch oder zu niedrig ist, kann es bedenklich werden. Gewisse Schwankungen kommen vor und sind völlig normal. Hier unsere Empfehlung für ein Kombi-Messgerät.
Reduzierung der Luftfeuchtigkeit in Arbeitsräumen.
Falld die Luftfeuchte ständig über 60 Prozent liegt, sollte sie reduziert werden. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten.
Mehrmaliges Lüften am Tag für etwa 10 Minuten ist eine gute Option. Dies lohnt sich allerdings nir dann, wenn die Außenliftfeuchtigkeit geringer als die Innenluftfeuchtigkeit ist, zum Beispiel, wenn die Außenluft kälter und weniger feucht ist.
Zimmerspringbrunnen und Pflanzen sorgen für eine höhere Luftfeuchtigkeit. Sie sind zu entfernen. im Raum und sollten entfernt werden.
Ähnlich wie Luftentfeuchter können salzgefüllte Schalen bei der Entfernung der überschüssigen Luftfeuchtigkeit helfen.