Kurz gesagt: Die psychische Gefährdungsbeurteilung (psychische GBU) ist fester Bestandteil der Gefährdungsbeurteilung nach ArbSchG. Sie betrachtet nicht Personen, sondern Arbeitsbedingungen. Richtig umgesetzt senkt sie Fehlzeiten, verbessert Prozesse und stabilisiert Teams.

Warum Betriebe das jetzt konsequent angehen sollten

  • Rechtssicherheit: Klare Erfüllung der Pflichten nach § 5/6 ArbSchG – dokumentiert, nachvollziehbar, prüffest.
  • Wirtschaftlicher Nutzen: Weniger Reibungsverluste, bessere Planbarkeit, höhere Leistung.
  • Akzeptanz im Team: Beteiligungsorientiertes Vorgehen schafft Vertrauen und macht Maßnahmen wirksam.

So geht’s in 7 klaren Schritten

1) Arbeitsbereiche sauber bilden

Arbeitsplätze mit vergleichbaren Bedingungen clustern (Aufgabe/Organisation/Arbeitsmittel/Umgebung/soziale Faktoren/Führung). Führungskräfte separat betrachten. Datenschutz: ausreichend große Bereiche, keine Rückschlüsse auf Einzelne.

2) Gefährdungen methodensicher ermitteln

Kombinierbar je nach Struktur:

  • Mitarbeiterbefragung (wissenschaftlich fundierte Instrumente, ausreichender Rücklauf)
  • Moderierte Gruppenanalysen/Workshops (statusgleich, ergebnisorientiert)
  • Beobachtung/Begehung mit Standardbögen (mind. zwei Beobachter)

Wichtig: Transparente Kommunikation, Anonymität, klare Zeitplanung.

3) Gefährdungen fachlich bewerten

Bewertung je Bereich mit gesundheitsbezogenem Maßstab (Ampelprinzip ist praxistauglich):

  • Rot: Sofort-Maßnahmen priorisieren.
  • Gelb: Maßnahmen planen, terminieren.
  • Grün: Gute Praxis sichern.

4) Maßnahmen festlegen – Verhältnis vor Verhalten

Erst Ursachen in Strukturen beheben (Arbeitsorganisation, Schnittstellen, Kapazitäten, Störungen, Führungsverhalten), dann Verhaltensangebote (Trainings, Coaching).
Für jede Maßnahme festhalten: Belastung, Schutzziel, Verantwortliche, Termin, geplante Wirksamkeitskontrolle (SMART).

5) Umsetzung steuern und sichtbar machen

Status-Board (geplant/in Umsetzung/umgesetzt), klare Verantwortlichkeit, regelmäßige kurze Reviews im ASA/Steuerkreis. Hürden benennen und auflösen.

6) Wirksamkeit prüfen

Zwei Ebenen:

  • Umsetzungsgrad: Wurde umgesetzt, was beschlossen wurde?
  • Wirkung: Ist die Belastung spürbar gesunken?
    Zeitlich realistisch prüfen (typisch nach 2–6 Monaten), Beteiligte einbeziehen, Ergebnisse dokumentieren.

7) Fortschreiben als Regelkreis

Spätestens alle 3 Jahre, bei Veränderungen (Reorga, neue Technik, Standortwechsel, Führungswechsel) vorziehen. So bleibt die GBU aktuell – und das System lernfähig.

Qualitätsanker, die jede Aufsicht sehen will

  • Nachvollziehbare Bereichsbildung
  • Geeignete, valide Methode (keine „Hausfragebögen“ ohne Gütenachweis)
  • Bewertung mit Gesundheitsbezug, nicht nur „Branchennorm“
  • Maßnahmen mit Ursache-Bezug (Verhältnis vor Verhalten)
  • Geplante und durchgeführte Wirksamkeitskontrolle
  • Lebendige Fortschreibung statt Aktenordner

Typische Fehler – und die schlanke Alternative

  • „Wir machen ein Seminar, dann passt es.“
    Besser: erst Prozesse, Schnittstellen, Kapazitäten stabilisieren – Trainings ergänzen.
  • „Benchmark sagt: alles normal.“
    Besser: mit gesundheitsrelevantem Maßstab bewerten, nicht nur mit Branchengefühl.
  • „Einmal erledigt, abheften.“
    Besser: Regelkreis etablieren, Verantwortung und Termine festhalten.

30-Tage-Sprint: kompakt einführen, sauber dokumentieren

  • Woche 1: Steuerkreis/ASA aufsetzen, Ziele und interne Kommunikation festlegen, Bereiche bilden.
  • Woche 2: Methode auswählen, Belegschaft informieren, Erhebung starten (Befragung/Workshops/Beobachtung).
  • Woche 3: Ergebnisse je Bereich bewerten, Prioritäten in Ampellogik festlegen, Maßnahmen mit Schutzzielen planen.
  • Woche 4: Umsetzung starten, Status sichtbar machen, Termin für Wirkungskontrolle einplanen.

Praxisnahe Maßnahmenbeispiele

  • Arbeitsorganisation: Klare Priorisierungsregeln, Pufferzeiten, Meeting-Hygiene, Störungsarme Fokuszeiten.
  • Schnittstellen: Verbindliche Übergaben, definierte Verantwortungen (RACI), kurze Stand-ups.
  • Planbarkeit: Frühzeitige Einsatzplanung, Vertretungsregeln, transparente Lastspitzen.
  • Führung & Zusammenarbeit: Erwartungsklarheit, Feedback-Rhythmus, Konfliktklärung.
  • Arbeitsumgebung & Arbeitsmittel: Ergonomische Anpassungen, akustische/visuelle Störungen reduzieren, stabile IT-Tools.

FAQ

Was ist die psychische Gefährdungsbeurteilung?
Teil der Gefährdungsbeurteilung nach ArbSchG, der psychische Belastungen aus Arbeitsbedingungen ermittelt, bewertet, Maßnahmen ableitet und die Wirksamkeit prüft.

Wer darf sie durchführen?
Arbeitgeberverantwortung; fachkundige Durchführung durch SiFa, Betriebsarzt, Arbeitspsychologie/HR oder externe Fachleute. Entscheidend ist nachweisliche Fachkunde und methodensicheres Vorgehen.

Wie oft muss sie aktualisiert werden?
Regelmäßig, in der Praxis spätestens alle drei Jahre – früher bei wesentlichen Veränderungen.

Welche Methoden sind geeignet?
Mitarbeiterbefragung mit validen Instrumenten, moderierte Gruppenanalysen/Workshops, Beobachtungen/Begehungen – oft als Mix.

Welche Maßnahmen wirken wirklich?
Zuerst strukturelle Ursachen beheben (Organisation, Schnittstellen, Kapazitäten), dann verhaltensorientierte Bausteine (Schulung, Coaching) ergänzen. Immer mit Wirksamkeitskontrolle.

Unterstützung durch einen Arbeitspsychologen

Donato Muro (Arbeitspsychologe, Sicherheitsingenieur & -jurist) begleitet Unternehmen bei der rechtssicheren, schlanken Einführung der psychischen GBU – vom Set-up über die Erhebung bis zur wirksamen Maßnahmenumsetzung und Fortschreibung.
Leistungsbausteine:

  • Bereichsbildung, Kommunikations- und Datenschutzkonzept
  • Methodenauswahl (Befragung/Workshop/Beobachtung) und Durchführung
  • Bewertung mit Ampellogik und Maßnahmenplan mit Schutzzielen
  • Wirksamkeitskontrolle & Fortschreibungsroutine (ASA/Steuerkreis)
  • Führungskräfte-Briefing und schnelle „Low-Hanging-Fruits“ zur Entlastung

Ergebnis: Prüffeste Dokumentation, messbar stabilere Abläufe, weniger Ausfälle.

Fazit: Psychische GBU ist kein Zusatz, sondern Kern des Arbeitsschutz-Regelkreises. Wer sie methodensicher, beteiligungsorientiert und wirksamkeitsgeprüft aufsetzt, holt rechtliche Sicherheit und betriebliche Effizienz – am besten mit einem erfahrenen Arbeitspsychologen an der Seite. Donato Muro sorgt dafür, dass es nicht beim Papier bleibt, sondern im Alltag wirkt.