Einleitung und Rechtliche Grundlagen
Einführung zum Thema Brandschutzbegehung Brandschutzbegehungen sind systematische Kontrollen von Betriebsstätten mit dem Ziel, Schwachstellen im baulichen, technischen und organisatorischen Brandschutz zu erkennen. Die Befunde werden in einem Begehungsbericht festgehalten, welcher die ordnungsgemäße Inspektion bezeugt. Im Bericht aufgeführte Mängel bedürfen einer umgehenden Behebung. Die Erkenntnisse aus diesen Kontrollen dienen außerdem als wertvolle Informationsquelle für Schulungen im Bereich Gesundheit, Arbeitssicherheit und Brandschutz sowie für die Planung von Evakuierungsübungen.
Rechtlicher Rahmen für Brandschutzinspektionen Arbeitsschutz: Das Arbeitsschutzgesetz bildet die rechtliche Grundlage für Brandschutzbegehungen. Gemäß § 10 sind Unternehmer verpflichtet, basierend auf einer Risikobewertung, Präventionsmaßnahmen zu planen, umzusetzen und zu überwachen, um Betriebsstörungen zu verhindern. Verschiedene Normen und Richtlinien präzisieren die spezifischen Brandschutzanforderungen für Betriebe. Während der Kontrollen wird überprüft, ob diese Standards eingehalten werden.
Bauvorschriften: Landesspezifische Bauordnungen haben einen erheblichen Einfluss auf den Brandschutz. Sie definieren, basierend auf der Größe und Höhe von Gebäuden, verschiedene Brandschutzklassen. Für jedes Gebäude gelten je nach Klassifizierung und Nutzung bestimmte Brandschutzanforderungen, die in den Bauordnungen und Normen festgelegt sind.
Zuständigkeiten, Durchführung und Frequenz
Wer trägt die Verantwortung für die Brandschutzbegehung? In erster Linie ist der Betriebsinhaber oder Unternehmer für die ordnungsgemäße Durchführung der Brandschutzbegehung verantwortlich. Um den Prozess effizient zu gestalten, kann er jedoch speziell ausgebildete Mitarbeiter (z.B. Brandschutzbeauftragte) beauftragen oder externe Experten hinzuziehen. Unabhängig von der Delegation muss sichergestellt werden, dass die beauftragten Personen über das notwendige Fachwissen verfügen.
Wie wird eine Brandschutzbegehung durchgeführt? Die Begehung wird entweder direkt vom Unternehmer oder von der dafür beauftragten Person durchgeführt. Es empfiehlt sich, diese regelmäßig in die allgemeinen Sicherheitsinspektionen des Unternehmens zu integrieren. Die Beteiligung der leitenden Mitarbeiter der jeweiligen Abteilungen oder Gebäudeteile kann zu einer schnelleren Klärung und Behebung von Mängeln beitragen. In sensiblen Einrichtungen, wie z.B. Kernkraftwerken, ist es sogar möglich, dass Vertreter der lokalen Feuerwehr eine Inspektion anfordern, um sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen und zusätzliche Empfehlungen abzugeben.
Wie häufig sollten Brandschutzbegehungen stattfinden?
- Industriebetriebe: Kleinere und mittlere Betriebe ohne besondere Risikofaktoren sollten mindestens alle zwei Jahre überprüft werden. Bei Betrieben mit hohen Brandrisiken, wie z.B. durch leicht entzündliche Materialien, können kürzere Intervalle sinnvoll sein. Bei Unternehmen mit hohem Publikumsaufkommen, z.B. Einkaufszentren, können sogar wöchentliche oder tägliche Kontrollen erforderlich sein.
- Landwirtschaftliche Betriebe: Hier haben sich halbjährliche Begehungen bewährt, insbesondere zu den Zeiten des Jahreszeitenwechsels. Im Frühjahr fokussiert man sich auf die Überprüfung von Maschinen, während im Herbst der Brandschutz in Lagerhallen und Scheunen im Vordergrund steht.
Besonderheiten, Dokumentation und Rechtliche Aspekte
Spezielle Anforderungen in Versammlungsstätten Versammlungsstätten, wie Konzerthallen oder Theater, stehen unter besonderer Beobachtung in Bezug auf Brandschutz, da hier im Brandfall eine hohe Anzahl von Menschen gefährdet ist. Fehlverhalten einzelner Besucher kann zudem das Brandrisiko erhöhen. Daher sind in solchen Einrichtungen oftmals regelmäßigere Begehungen notwendig. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf den Zustand und die Funktionsfähigkeit der Fluchtwege, Sicherheitseinrichtungen und -kennzeichnungen gelegt werden.
Effektive Dokumentation von Brandschutzbegehungen Die Erstellung eines detaillierten Begehungsprotokolls ist unerlässlich. Es sollte Informationen wie Datum, anwesende Personen, überprüfte Bereiche, geltende Brandschutzanforderungen und deren Einhaltung beinhalten. Wenn Abweichungen festgestellt werden, müssen entsprechende Maßnahmen, Umsetzungsfristen und Kontrolltermine vermerkt werden. Fotografische Aufzeichnungen können zur Klarheit und Verständlichkeit beitragen. Individuelle Checklisten und spezielle Brandschutzbegehungs-Apps können den Prozess weiter optimieren und strukturieren.
Rechtliche Aspekte der Brandschutzbegehungsdokumentation Ein sorgfältig erstelltes Begehungsprotokoll ist nicht nur ein organisatorisches Instrument, sondern auch ein rechtliches Dokument. Es dient als Beleg für die Einhaltung von Brandschutzauflagen gegenüber Aufsichtsbehörden und Versicherungsgesellschaften. Besonders nach einem Brandereignis kann das Protokoll zur Klärung von Verantwortlichkeiten herangezogen werden und vor Gericht als Beweismittel dienen. Digitale Brandschutzbegehungs-Softwares können hierbei helfen, Protokolle effizienter und nachvollziehbarer zu erstellen als traditionelle Dokumentationsmethoden.
Zusammenfassend ist die Brandschutzbegehung ein unerlässlicher Bestandteil der betrieblichen Sicherheit und des Brandschutzes. Die systematische und regelmäßige Durchführung sowie eine detaillierte Dokumentation sind essentiell, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten und rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Brandschutzbegehung: Kleinbetriebs-Checkliste
Generelle Brandschutzanforderungen
- Sind manuelle Brandmelder frei zugänglich und in betriebsbereitem Zustand?
- Kann im Notfall ohne Verzögerung eine Brandmeldung erfolgen?
- Sind Notruftelefone installiert und leicht erreichbar?
- Sind alle Brandschutz- und Löscheinrichtungen korrekt und sichtbar gekennzeichnet?
- Sind alle Brandmeldeeinrichtungen wie Sensoren ordnungsgemäß beschildert?
- Ist die Beschilderung der Rettungs- und Fluchtwege eindeutig und gut sichtbar?
Ausrüstung mit Feuerlöscheinrichtungen
- Befinden sich alle vorgesehenen Feuerlöscher und Wandhydranten im Arbeitsbereich?
- Ist die Position und Erreichbarkeit der Feuerlöscheinrichtungen optimiert?
- Können Feuerlöscher mühelos aus ihren Halterungen entnommen werden?
- Präsentieren sich Feuerlöscher äußerlich intakt und ohne sichtbare Schäden?
- Wurden die Feuerlöscher gemäß DIN 14406-04 von einem Experten geprüft und ist dies dokumentiert?
- Liegt die letzte Prüfung innerhalb des vorgeschriebenen Zeitrahmens von zwei Jahren?
- Falls vorhanden, werden komplexe Brandschutzeinrichtungen mindestens jährlich inspiziert?
- Zeigen alle Feuerlöscher Indikatoren für uneingeschränkte Einsatzbereitschaft an?
- Sind Feuerlöscher strategisch an Ausgängen, Treppenhauszugängen oder Kreuzungspunkten positioniert?
- Ist von jedem Punkt im Betrieb ein Feuerlöscher in maximal 20 Metern erreichbar?
Hinweis- und Informationsbeschilderung
- Sind Rauchverbotszonen klar gekennzeichnet und wird das Rauchverbot eingehalten?
- Gibt es aktuelle und sichtbare Anweisungen zum Verhalten im Brandfall?
- Wurden in den letzten 12 Monaten Brandschutzschulungen für alle Mitarbeiter, einschließlich Neuzugänge, durchgeführt?
- Finden regelmäßige Evakuierungsdrills statt?
Flucht- und Rettungswege
- Sind alle Rettungswege, Notausgänge und deren Beschilderungen klar erkennbar?
- Werden Rettungswege durchgehend von Gegenständen oder Materialien freigehalten?
- Lassen sich alle Türen auf Fluchtwegen während der Betriebszeit problemlos öffnen?
- Befinden sich brennbare Materialien fernab von Rettungswegen und Technikräumen?
- Sind aktuelle und korrekte Flucht- und Rettungspläne an den erforderlichen Stellen platziert?
Brandgefahren und elektrische Sicherheit
- Erfüllen alle elektrischen Geräte und Anlagen die aktuellen Sicherheitsstandards?
- Wurden alle elektrischen Geräte und Anlagen gemäß z.B. DGUV Vorschrift 3 überprüft?
- Befinden sich alle Sicherungseinrichtungen in einwandfreiem Zustand, ohne Reparatur- oder Manipulationsspuren?
- Ist der Arbeitsplatz frei von nicht geprüften, privaten Elektrogeräten?
- Umgang mit offenen Flammen und brennbaren Materialien
- Werden private elektrische Geräte, wenn erlaubt, regelmäßig überprüft?
- Sind offene Feuerquellen, wie Kerzen und Brenner, ausnahmslos beaufsichtigt?
- Werden feuergefährliche Dekorationen und Materialien vermieden oder sicher gehandhabt?
- Werden brennbare Flüssigkeiten in einer Menge vorgehalten, die einem Tagesbedarf entspricht und sicher gelagert?
- Sind Behältnisse für brennbare Flüssigkeiten bruchsicher und flammenfest?
- Sind alle brennbaren Flüssigkeiten entsprechend den Sicherheitsanforderungen gekennzeichnet?
- Werden Druckgasflaschen sicher und korrekt gelagert?
- Erfolgen gefährliche Tätigkeiten, wie Schweißen, nur mit einer schriftlichen Genehmigung und in dafür vorgesehenen Bereichen?
- Werden Bereiche nach solchen Tätigkeiten in regelmäßigen Abständen kontrolliert?
- Sind alle Mitarbeiter über Gefahren durch Selbstentzündung der im Betrieb verwendeten Materialien informiert und entsprechend geschult?
- Sind Durchbrüche in Brandwänden und anderen baulichen Trennungen sachgerecht verschlossen?
- Funktionieren alle Brandschutztüren und -tore fehlerfrei und sind sie frei von Behinderungen?
- Werden Streichhölzer, Zigarettenreste und andere potenzielle Brandherde nur in feuerfesten Behältnissen aufbewahrt und entsorgt?
- Steht eine ausreichende Anzahl an ausgebildeten Brandschutzhelfern zur Verfügung?
- Sind alle Mitarbeiter darauf geschult, festgestellte Mängel und Auffälligkeiten im Bereich Brandschutz umgehend zu melden?
- Abschließende Beurteilung und Dokumentation
- Ist eine erneute Begehung aufgrund von festgestellten Mängeln notwendig?
- Voraussichtliches Datum für die Beseitigung aller festgestellten Mängel:
- Termin für die Überprüfung der Mängelbeseitigung und deren Wirksamkeit:
- Datum der tatsächlichen Überprüfung:
- Wurden alle festgestellten Mängel behoben?
- Termin für die nächste Brandschutzbegehung:
- Anmerkungen und zusätzliche Beobachtungen: